Dieser Safety Check ist nicht nur ein formaler Vorgang, sondern ein essenzielles Ritual, um Unfälle im Umgang mit Schusswaffen zu vermeiden.
Ich erläutere Euch die Schritte anhand einer Glock 17, wobei die Prinzipien universell auf jede Waffe - ob lang oder kurz - angewendet werden können.
Vorbereitung: Die universellen 4 Sicherheitsregeln
Bevor wir mit der eigentlichen Sicherheitsüberprüfung beginnen, erinnere ich Euch an die vier grundlegenden Sicherheitsregeln im Umgang mit Waffen, die jederzeit und für jeden Nutzer gelten, ohne Ausnahme:
1. Jede Waffe ist geladen: Gehe immer davon aus, dass eine Waffe geladen ist, auch wenn jemand anders sie vor Deinen Augen überprüft hat oder Du sie selbst gerade noch überprüft hast. Mache keinen Unterschied zwischen geladen und “ungeladen” in deiner Behandlung der Waffe. Behandel einfach alle Waffen gleich - Unglücke passieren schliesslich meistens mit sogenannten “ungeladenen” Waffen. Unser Ego sollte es aushalten jede Waffe gleich zu behandeln, auch wenn Fehler immer nur bei anderen passieren ;-)
2. Die Mündung zeigt nur auf etwas, das du bereit bist zu zerstören: Halte die Mündung immer in die Richtung des geringsten Schadens einer (ungewollten) Schussabgabe. Das Resultat einer Schussabgabe, egal ob gewollt oder ungewollt, ist im Ergebnis gleich: ein Projektil schlägt irgendwo ein und das was es trifft, wird nicht mehr so sein wie vorher.
3. Finger weg vom Abzug, bis du eine bewusste Entscheidung zur Schussabgabe getroffen hast: Der Finger bleibt außerhalb des Abzugsbügels, hoch und lang am Gehäuse der Waffe (bei der Kurzwaffe hoch und lang taktil am Verschluss), solange noch keine bewusste Schussentscheidung getroffen wurde.
4. Sei dir deines Zieles und des Zielumfeldes bewusst: Kenne dein Ziel und was sich davor, dahinter und daneben befindet. Stichwort: Splitter. Wer schon mal auf Stahl geschossen hat, der weiß wovon ich hier rede…
Der Safety Check in der Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Waffe aufnehmen: Beachte dabei alle Sicherheitsregeln. Halte die Mündung in eine “sichere” Richtung (z.B. Boden oder Decke).
2. Munitionsquelle entfernen: Entnehme das Magazin aus der Waffe. Überprüfe den Magazinschacht visuell und stelle sicher, dass keine Munitionsquelle mehr in der Waffe vorhanden ist.
3. Verschluss betätigen: Drehe die Kurzwaffe um 180° (Mündungsdisziplin!) und betätige den Verschluss, sodass das Auswurffenster nach unten zeigt. Dadurch wird eine eventuell sich im Patronenlager befindliche Patrone ausgeworfen.
4. Patronenlager überprüfen: Ziehe den Verschluss in die hinterste Position und arretiere ihn mit dem Verschlussfanghebel. Kontrolliere das Patronenlager 1. visuell und fühle 2. mit dem kleinen Finger nach, ob es leer ist. So kannst Du auch im Dunkeln sicherstellen, dass sich keine Patrone im Lager befindet.

5. Zweites Paar Augen: Wenn möglich, lass eine zweite Person das Patronenlager visuell und taktil überprüfen. Vier Augen sehen mehr als zwei und sorgen so für zusätzliche Sicherheit. Wir brechen uns dabei keinen Zacken aus der Krone und unser Ego sollte das aushalten.
6. Verschluss schließen: Nachdem du sichergestellt hast, dass keine Munition in der Waffe ist, kannst du den Verschluss schließen und die Waffe holstern, sie verstauen oder Trockentraining durchführen.
Übung macht den Meister
Einige Bedienungsschritte müssen blind beherrscht werden, insbesondere die ausreichend starke Bedienung des Verschlusses sowie dessen Arretierung mit Hilfe des Verschlussfanghebels. Diese Fertigkeit ist nicht nur für die Sicherheitsüberprüfung, sondern auch später für die Störungsbeseitigung unter Stress unerlässlich. Mache dich daher - speziell nach einer Neuanschaffung - mit den Bedienelementen deiner Waffe vertraut und wie Du sie sicher bedienst. Je nach Waffenmodell können diese unterschiedlich angeordnet sein und je nach System auch noch unterschiedliche Funktionen haben. Bei einer Glock und deren Derivate sind diese Elemente auf das Wesentliche reduziert, was die Handhabung deutlich vereinfacht. Andere Modelle haben zusätzliche Bedienelemente wie außenliegende Sicherungen oder Entspannhebel, deren “blinde” Bedienung wesentlicher Teil der verantwortungsvollen Waffenhandhabung sind.
Zusammenfassung des Vorgangs
Nimm die Waffe aus dem Holster, dem Schrank oder der gesetzeskonformen Transportbehältnis, entferne das Magazin, betätige den Verschluss (Pistole dabei um 180 Grad gedreht, sodass das Auswurffenster nach unten zeigt), überprüfe das Patronenlager visuell und taktil, und lasse gegebenenfalls eine zweite Person nachsehen. Dabei hältst Du zu jedem Zeitpunkt Mündungsdisziplin und Dein Abzugsfinger ist hoch und lang am Verschluss, oberhalb des Abzugsbügels. Danach schließe den Verschluss und verstaue die Waffe.
Fazit
Dieses Prinzip des Safety Checks kann auf jede Waffe angewendet werden. Es beinhaltet das Entfernen der Munitionsquelle, die visuelle und taktile Überprüfung des Patronenlagers sowie, wenn möglich, die Hinzunahme eines zweiten Paares Augen. Diese Routine sollte immer und unter allen Umständen eingehalten werden, um die Sicherheit im Umgang mit Waffen zu gewährleisten.
Für mich ist dieser Sicherheitscheck nicht nur eine Demonstration vor der Kamera, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil im täglichen Umgang mit allen Waffen nicht nur den Kurzwaffen. Um die Welt um Dich herum durch Deine Vorbildfunktion besser zu machen empfehle ich Dir: halte dich strikt an dieses Protokoll, um sicherzustellen, dass keine anderen, potenziell gefährlichen Gewohnheiten entstehen und sorge dafür, dass andere Dich gefahrlos imitieren können. Ein Grundsatz der Kommunikation lautet nämlich: der Mensch ist ein Augentier und Imitator.
Bleibe sicher und übe regelmäßig, damit die Handgriffe in Fleisch und Blut übergehen. Ein sicherer Umgang mit der Waffe ist die Grundvoraussetzung für den verantwortungsvollen Waffenbesitz.
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