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Der Büchsenmacher spricht: Peterssen Gunworks im Interview! Reddots, Long Range und die Lage der Industrie.

Alexander Peterssen lebt Waffen wie kaum ein anderer. Mit Peterssen Gunworks setzt er Maßstäbe für Handwerk und Innovation. Im Interview spricht er über Trends, Technik und die deu...

Es gibt Büchsenmacher - und es gibt Alexander Peterssen. Wer mit ihm spricht, merkt sofort: Hier geht es nicht nur um Werkzeuge, Stahl und Mechanik. Alex LEBT Waffen. Schon als Zwölfjähriger stanzte er mit dem Luftgewehr die ersten Löcher in die Scheibe, und die Faszination ließ ihn nie wieder los. Über die Jahre entwickelte sich aus Neugier und Fachliteratur eine Leidenschaft, die ihn durch Ausbildung, Meisterprüfung und zahllose Projekte getragen hat. Heute ist er mit Peterssen Gunworks eine feste Größe für Schützen, die mehr erwarten als Standardlösungen. In seiner Werkstatt entstehen die PGW Produktlinie, optimierte Kurzwaffen, innovative Produktforschung u.a. mit 3D-Druck und immer wieder auch ehrliche Antworten zu Industrie, Szene und Zukunft.

Wir haben mit ihm gesprochen. Über Reddots auf Pistolen, Long Range, die deutsche „Gun Culture“ und die Rolle der Industrie.

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Alexander Peterssen, Inhaber von "Peterssen Gunworks". Er ist mit Leidenschaft, Herz und Seele Büchsenmachermeister und hat sich u.a. auf Reddot-Fräsarbeiten spezialisiert.

 

Christoph: Hi Alex! Kannst du dich und Peterssen Gunworks kurz vorstellen? Und wie kamst du überhaupt zum Schießen?
Alexander Peterssen: Hi, na klar! Mein Name ist Alexander Peterssen, ich bin Büchsenmachermeister und stolzer Inhaber von Peterssen Gunworks. Bei mir fing alles sehr früh an: Ich habe mit zwölf Jahren angefangen, Luftgewehr zu schießen – ab da war ich infiziert. Schon früh wollte ich verstehen, WIE das alles funktioniert, habe Fachliteratur verschlungen und mir nach und nach das Wissen erarbeitet. Meine Eltern haben mir geraten, eine Ausbildung zu machen, und so bin ich in Münster Büchsenmacher geworden. Später habe ich die Meisterprüfung abgelegt, mein Meisterstück dabei war ein Krieghoff Doppelbüchs-Drilling, den ich komplett selbst angefertigt habe.

Christoph: Welche Projekte haben dich besonders geprägt?
Alexander Peterssen: Es gibt da nicht DAS eine Projekt. Über die Jahre habe ich Hunderte Einzelanfertigungen umgesetzt – von integral gedämpften Kurzwaffen und Flinten über Ersatzteile und Vorrichtungen bis hin zu speziellen jagdlichen und sportlichen Präzisionsbüchsen für Freunde, Mitarbeiter und Kunden. Jedes Projekt bringt etwas Neues mit sich, und genau das macht für mich die Faszination aus. Für mich sind Kundenprojekte immer etwas ganz besonderes. 

Christoph: Würdest du sagen es gibt in Deutschland so etwas wie eine „Gun Culture“?
Alexander Peterssen: Von einer richtigen Kultur würde ich nicht sprechen, eher von einer Szene. Der große Unterschied zu den USA ist, dass hier niemand mit Waffen aufwächst und dadurch auch alles, was damit zusammenhängt nicht so tief verwurzelt ist. Klar kennt fast jeder einen Jäger, aber bei Sportschützen und Berufswaffenträgern sieht das anders aus. In Polen, wo ich oft zum Long Range Schißen bin, ziehen alle mehr an einem Strang, dort sind Waffen in der Gesellschaft viel selbstverständlicher. Aber nicht alles hier in Deutschland ist schlecht: Unsere Szene ist sehr ausgeglichen und positiv. Das Bild in der Öffentlichkeit hat sich über die Jahre verändert. Es gab Zeiten, in denen Sportschützen fast als Gefahr dargestellt wurden. Der Jäger dagegen ist akzeptiert, weil eben jeder einen kennt. Ich persönlich habe aber nie negative Erfahrungen gemacht, wenn Menschen erfahren haben, dass ich mit Waffen arbeite und handele.

Christoph: Wie siehst du den Stand der deutschen Waffenindustrie?
Alexander Peterssen: Es ist ein sehr kleiner Markt. Waffen sind hier extreme Luxusgüter. Denn niemand kauft Waffen "mal eben so", wie es in anderen Ländern usus ist. Der Preis und die Hürden sind einfach zu groß. Dadurch ist die Kundschaft klein, und Innovation passiert nur langsam. Dazu kommt der allseits bekannte Fachkräftemangel. Der internationale Vergleich zeigt zwar: Deutsche Hersteller liefern top Qualität und Präzision. Aber große Schritte nach vorn fehlen. Kooperationen gibt es auch kaum. Höchstens, wenn man Garantieansprüche umsetzen muss.

Frage: Kommen wir zum Thema Reddot: Warum setzen immer mehr Schützen auf Rotpunktvisiere auf Pistolen?
Alexander Peterssen: Das hat zwei Gründe. Zum einen werden die Augen irgendwann schlechter – gerade ältere Schützen profitieren enorm. Zum anderen ist es schlicht die überlegene Art zu zielen: präziser und schneller. 

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Immer mehr Schützen lassen sich mittels modernster CNC-Technik eine Aufnahme für ein Reddot-Visier auf Ihre Kurzwaffe fräsen. Denn nicht immer sind herstellerseitig diese Montagen bereits vorhanden.

 

Christoph: Was sind typische Fehler, die du immer wieder bei Umstieg auf Reddots auf Kurzwaffen siehst?
Alexander Peterssen: Typische Fehler beim Umstieg sehe ich ständig. Viele montieren zum Beispiel ein Red Dot ohne Co-Witness und verlassen sich nur auf den Punkt. Das ist falsch. 

Christoph (der sich gerade ein Rotpunkt ohne Co-Witness hat montieren lassen): Keine Ahnung wovon du redest.
Alexander Peterssen: (lacht) Ja, ein Lower-Third-Co-Witness ist meiner Meinung nach der sinnvolleste Weg. Außerdem wird oft das richtige Drehmoment bei der Montage vernachlässigt. Langfristig bin ich ausserdem überzeugt: Rotpunkte werden sich als Standard durchsetzen.

Christoph: Nun schießt du auch viel Long Range. Was reizt dich am Long Range Schießen?
Alexander Peterssen: Irgendwann reichen einem 100 oder 300 Meter nicht mehr. Man will mehr Distanz, und dort zeigen sich Fehler in der Schießtechnik gnadenlos. Auf 1.000 Metern bedeutet ein Schießfehler eben mal schnell einen halber Meter Abweichung. Mich fasziniert dabei, dass ich mir die Waffen selbst bauen kann. Damit gibt es kaum Grenzen. Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich für den Rest meines Lebens lieber schieße oder Waffe bauen würde, wäre die Wahl klar: Ich würde mich fürs Bauen entscheiden. Die Szene entwickelt sich spannend. Viele Wettkämpfe verlagern sich nach Polen, wo neue Schießstände gebaut werden. Der Rimfire-Hype hält immer noch an, und es gibt mittlerweile gute Einstiegswaffen schon unter 2.000 Euro. Das macht den Einstieg leichter. Leider bremsen uns in Deutschland die rechtlichen Rahmenbedingungen: Früher konnten wir regelmäßig auf Truppenübungsplätzen schießen, seit 2021 liegen diese Verträge aber auf Eis. Die Szene kann sich hier entwickeln, aber stattfinden muss sie oft im Ausland.

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Frage: Was macht Peterssen Gunworks besonders?
Alexander Peterssen: Meine Kunden merken sehr schnell, dass ich Waffen noch mehr liebe als sie selbst. Viele sind überrascht, dass ich überhaupt der Chef bin. Aber genau das ist mein Anspruch: Ich lebe für das, was ich tue. Mein Alltag ist eher untypisch fürs Handwerk: Ich starte erst gegen 10 Uhr, arbeite aber oft bis Mitternacht. Zwei Tage in der Woche sind für die Kunden reserviert, die anderen drei schließe ich mich in die Werkstatt ein. Abends zeichne ich oft noch im CAD. Für mich ist das keine Arbeit, sondern Freude.

Frage: Welche Trends siehst du in der Szene?
Alexander Peterssen: Reddots sind allgegenwärtig. Geschlossene Systeme haben sich durchgesetzt, weil sie unempfindlich gegen Regen und Dreck sind. Wer mal im Regen stand, weiß warum. Wechselabsehen werden ebenfalls immer gefragter. Innovationen entstehen eher langsam – im Vergleich zu den USA. Spannend ist aber die Entwicklung beim 3D-Druck. SLS-Druck liefert heute eine Qualität, die man kaum noch vom Spritzguss unterscheiden kann. Das nutze ich auch: Wir lassen Teile für unseren Glock-Anschlagschaft drucken, Blenden für Vorderschäfte oder kleine Wiederlade-Gimmicks. Metall-3D-Druck wird für Endkunden immer realistischer – auch das verändert unser Handwerk.

Frage: Welche Änderungen im Waffenrecht wären sinnvoll?
Alexander Peterssen: Die ganze Magazinregelung war völlig überflüssig. Es wäre sinnvoll, in der Polizeistatistik zwischen legalen und illegalen Waffen klarer zu trennen, das würde auch die (nicht vorhandene) Deliktrelevanz von Legalwaffen eindeutiger machen. Außerdem: Schalldämpfer für Sportschützen, Lampen für Jäger und Sportschützen – warum nicht? In Nachbarländern sind das oft nur Zubehörteile ohne besondere Bedeutung. Solange am Ende nicht jeder bewaffnet herumläuft, wäre das für mich in Ordnung. Alles, was den Markt belebt, unterstütze ich.

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Frage: Wie siehst du die Zukunft der Schießkultur in Deutschland?
Alexander Peterssen: Ehrlich gesagt eher schwierig. Die Kaufkraft sinkt, und wenn weniger Geld da ist, wird auch weniger für Luxus wie Waffen ausgegeben. Damit schrumpft der Markt, und das trifft natürlich auch uns Büchsenmacher. Es wird uns immer geben, aber wir werden weniger. Erschreckend finde ich das Verhalten vieler Verbände. Oft habe ich den Eindruck, sie wollen gar nicht, dass die Szene wächst. Statt aktiv mitzuwirken könnte man das Gefühl bekommen, dass Sie Interessantes ausbremsen.

Frage: Welchen Rat gibst du jungen Leuten, die sich für das Schießen oder den Beruf des Büchsenmachers interessieren?
Alexander Peterssen: Such dir deinen Verein genau aus. Viele sind fast schon langweilig und alteingessesen. Oftmals bestehende Vorbehalte gegen Disziplinen wie IPSC oder schrecken anderweitig junge Leute nur ab. Starte klein und fang ruhig mit einer einfachen Waffe wie einer Glock an. Denn: Wichtig sind die Fundamentals. Fundamentals, Fundamentals. Wenn du am Ende mit einer Glock besser schießt als als andere mit hochgezüchteten Sportwaffen, gehst halt DU mit dem Grinsen im Gesicht von der Range! Nicht entmutigen lassen und sich an die Leute halten, die etwas können. Für Negativität ist kein Platz.

Abschluss

Alexander Peterssen ist ein Büchsenmacher, der beides vereint: Das traditionelle Handwerk und die Offenheit für moderne Fertigungsmethoden wie 3D-Druck. Er spricht Klartext über die Schwächen der deutschen Szene, aber auch über ihre Stärken: Leidenschaft und Fairness. Für Nachwuchs und Szene hat er eine klare Botschaft: Bleibt dran, fangt solide an und vorallem: sucht euch die richtigen Leute!

 

Wir danken Alex für das extrem herzliche Interview.

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