Praktisch & Taktisch

Schweizer Handwerk auf höchstem Niveau: die B&T Behördentage 2025

Behördentage in Thun: Wenn B&T ruft, kommen Polizei und Militär und bestaunen Schweizer Handwerkskunst

In die Schweiz reist man wegen der Berge und der Seen, wegen der Schokolade und der regionalen Spezialitäten und - wegen der Waffen. Ja, richtig gelesen: auch und gerade die Schweizer Waffen sind eine Reise wert. „Die Schweiz hat keine Armee, die Schweiz ist eine Armee“ – so sagt man, und das mag auch stimmen, aber soweit muss man gar nicht gehen. Die Eidgenossen haben einfach schon seit sehr langer Zeit eine fest verwurzelte und immer noch blühende Waffenkultur. Das Militärische hat dabei sicher geholfen, keine Frage, und auch die Weltlage unterstützt eher eine zunehmende Auseinandersetzung mit Waffen und Wehrhaftigkeit. Aber auch polizeilich und letztlich auch im zivilen Bereich ist die Schweizer Waffenbranche immer wieder für überraschende Innovationen gut, ganz unabhängig von externen Trends und Einflüssen. Und um das mal wieder zu besichtigen, trat ich eine Reise nach Bern, besser gesagt: nach Thun an, da der Hersteller B&T zu seinen Behördentagen lud. Und ich kann erneut als kleine Vorwegnahme ohne Wenn und Aber sagen: Das hat sich mal wieder gelohnt!

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Jedes Mal ein Muss: Der Kolumnist kommt einfach nicht an der 40mm-Granatpistole vorbei (Credits: Stephan G. Humer)

 

Die Behördentage von B&T sind längst ein fester Termin im behördlichen Kalender, 2022 habe ich für das inzwischen eingestellte Branchenmagazin WM Intern darüber berichtet. Nicht nur die Waffen des Gastgebers sind ein entsprechender Fachpublikumsmagnet, auch die zahlreichen Aussteller aus dem In- und Ausland präsentieren viel Spannendes. Hätte man an jedem Stand ein Fachgespräch führen wollen, so wäre man an den beiden Tagen vollumfänglich ausgelastet gewesen. 

Doch geben wir dem Gastgeber B&T den Vorzug: Vieles, was dieser insbesondere für behördliche Waffen bekannte Hersteller zu bieten hat, ist längst auch für Sportschützen und Jäger interessant. Schaut man sich die hiesigen Händler an, so findet man durchaus die eine oder andere Waffe aus Thun: APC223 und APC308 gibt es nun schon seit einigen Jahren bei den allseits bekannten Shops. Letztlich gilt aber für die drei Bereiche Militär, Polizei und Zivil, was ich schon über die Enforce Tac in Nürnberg schrieb: Man inspiriert sich inzwischen gegenseitig. Innovationen kommen aus allen Richtungen und schaffen Neues für alle möglichen Anwender. Ex-Soldaten arbeiten in Startups, Polizisten studieren nebenbei an Hochschulen und erweitern so ihr Wissen und Forscher führen Projekte mit Behörden durch. Das tut gut und hilft allen. Der Schwerpunkt der Behördentage, das macht der Name ja schon deutlich, lag klassischerweise auf der behördlichen Nutzung, was die zahlreichen polizeilichen und militärischen Anbauteile und Waffenvarianten erklärt, die begutachtet und getestet werden konnten. Somit bleiben auf Käuferseite einige rechtliche Einschränkungen bestehen, denn eine Full-Auto-Disziplin kennt das deutsche Sportschießen nicht, aber grundlegende Aspekte gelten ja für alle Beteiligten und Inspiration darf auch theoretischer Natur sein.

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Manchmal fast so groß wie eine Milchkanne: PRINT-X-Schalldämpfer von B&T (Credits: Stephan G. Humer)

 

Natürlich waren die B&T-Schalldämpfer ein Pflicht-Treffpunkt für alle, die ausführlich über Material und Munition fachsimpeln wollten, denn mit diesen Teilen fing seinerzeit die Erfolgsgeschichte von B&T an. Mein persönliches Highlight ist, wie eigentlich jedes Mal, alles aus Titan, denn diese Leichtgewichte sind aufgrund ihrer gleichzeitigen Leistungsstärke natürlich spektakulär. Aber auch die Schalldämpfer, die aus dem 3D-Metalldrucker kommen („PRINT-X“), sind hochinteressant. Auf dem Schießstand - im Übrigen einer der schönsten Stände, die ich jemals besucht habe - konnten sie ausführlich getestet werden. Immerhin dürfen sich deutsche Jäger inzwischen an solchen Flüstertüten erfreuen, sollten sie Interesse an einer etwas stilleren Jagd haben. Die edleren Schalldämpfervarianten haben dabei natürlich ihren Preis, aber alles dürfte besser sein als ein Leben mit Tinnitus und ein verschreckter Jagdhund.

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Seine ab Herbst verfügbare Polizeiwaffe SPC223 bietet B&T im immer noch extrem beliebten Kaliber .223 an. Natürlich plant man auch hier direkt, wie bei B&T üblich, mit der entsprechenden Ausrüstung: Optik, Laser, Licht. Der AR-Style führt natürlich zu einer einfachen, weil gewohnten Handhabung für die Nutzerinnen und Nutzer und in der Folge zu wenig zusätzlichem Trainingsaufwand. Bezüglich des Preises vermute ich eine spürbare Differenz zur APC-Serie, welche preislich als das hochwertigere Modell anzusehen sein dürfte.

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Ab Herbst 2025 verfügbar: die SPC223 von B&T (Credits: Stephan G. Humer)

 

Auch zu begutachten gab es die BT-15, ebenfalls ein AR-Derivat und ebenfalls im Kaliber .223, und nachvollziehbarerweise auch in der Behördenversion, also umschaltbar von halb- auf vollautomatisch und mit der entsprechenden Zusatzausrüstung. Auch hier war bereits entsprechende Optik vormontiert, so wie es heutzutage von vielen Anwendern auch gewünscht wird – in diesem Falle ein Micro T-2 von Aimpoint mit Skeleton-Riser von B&T sowie ein entsprechender Magnifier. Die vorliegende Variante war die HD1, es soll aber auch noch eine Variante HD2 geben, die etwas kompakter (11,5-Zoll-Lauf, wenn ich mich recht erinnere) sein soll. Die halbautomatische Version mit 16-Zoll-Lauf wäre immerhin auch für zivile Anwender problemlos erwerbbar, die vollautomatische in der Schweiz mit entsprechender kantonaler Bewilligung. Und Behörden haben ja ohnehin die freie Auswahl, ohne jegliche Einschränkungen.

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Seriefeuerwaffen können in der Schweiz auch von Zivilisten erworben werden – die Frage der Sinnhaftigkeit einer solchen Anschaffung ist freilich eine individuelle … (Credits: Stephan G. Humer)

 

Doch auch andere Waffenhersteller waren zugegen, so zum Beispiel ein Händler des österreichischen Herstellers Glock. Interessant waren hier jedoch nicht so sehr die Waffen, sondern vielmehr das Zubehör wie das jüngst auf der SHOT Show 2025 vorgestellte Waffenlicht Glock GTL II. Zusammen mit dem montierten Aimpoint wurde aus der Standard-Dienstwaffe eine deutlich aufgewertete Lösung für so ziemlich alle taktischen Einsatzzwecke, die sich sinnvollerweise vorstellen lassen. Dies gilt insbesondere für die österreichische Polizei, die seit einiger Zeit ihr Interesse an Lichtmodulen bekundet und diese nun flächendeckend einführen möchte. Einziger Nachteil des Glock-Moduls: In Stressituationen könnte man von der Wippe, die zum Ein- und Ausschalten dient, abrutschen und dem Abzug mit viel Rest-Schwung gefährlich nahekommen. Dafür lässt sich das Licht jedoch auf einen anderen Schalter umrüsten.

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Kurz und kompakt: Reflexvisier von Aimpoint und Licht von Glock an einer Glock für den dienstlichen Einsatz (Credits: Stephan G. Humer)

 

Die Behördentage von B&T wären nicht die Erfolgsveranstaltung, die sie sind, wenn es nicht in allen, nicht nur in den Waffen-Bereichen hochinnovative und überzeugende Produkte geben würde. So auch im Bereich Kleidung: Die Firma Creative Solution Group präsentierte mit ihrer Marke iieu hochwertige Dienstkleidung, welche sowohl durch Qualität als auch ein gewisses Maß an Crazyness hinsichtlich des Designs, der Applikationen und der Einsatzzwecke bestach. So fiel ein Poloshirt auf, welches nicht nur ein erhabenes Logo bot, sondern die Ränder des Logos gelb eingefärbt präsentierte. Das ist nichts Neues? Mag sein, das war ja auch noch nicht alles.

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Während andere Hersteller schon an haltbaren erhabenen Logos scheitern, geht iieu aber noch deutlich weiter und bot auch einen ebenso belastbaren Druck auf der Innenseite, unterschiedlich gefärbte Knöpfe, Atmungsaktivität und vieles mehr. Die Qualität überzeugte anscheinend auch den Eurovision Song Contest (ESC) in Basel: iieu stattete sämtliche Volunteers und Mitarbeitenden mit ihrer Bekleidung aus. Doch auch die OG Panzer freute sich über so gutes Design und die gewünschte Qualität und bat gleich um mehrere Accessoires wie Bags und Shirts.

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Kleinigkeiten, hochgradig professionell umgesetzt: Man achte bei dem iieu-Bag für die Offiziersgesellschaft der Panzertruppen der Schweiz (OG Panzer) auf den Druck, der sauber (und mal wieder erhaben) in die Naht hineinreicht (Credits: Stephan G. Humer)

 

Andres Industries präsentierte die hauseigenen Wärmebildgeräte, welche in zahlreichen Einsatzfeldern dienen, behördlich wie zivil. Solch hochmoderne Technik macht die Langwaffe naturgemäß nicht leichter, aber deutlich leistungsstärker. Zusammen mit dem richtigen Zielfernrohr blieben kaum Wünsche übrig, was die Detektion von Personen auf Distanz angeht. Das sahen auch die Besucher so und widmeten sich ausführlich der Variante TigIR, so wie auch ich. Optische Tarnung hilft bei solchen Ausrüstungsgegenständen dann nachvollziehbarerweise nicht mehr - die Hitzesignatur war problemlos zu erkennen, auch hinter entsprechender Deckung. (Übrigens sind Wärmebildgeräte auch ein interessantes Hacking-Tool, aber das ist dann ein anderes Thema.)

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Jetzt muss er endlich mal lernen, beide Augen offen zu halten: Der Kolumnist mit B&T APC308, ZCO-Zielfernrohr und TigIR-Wärmebildgerät (Credits: Stephan G. Humer)

 

Besonders interessant sind verständlicherweise die Live-Fire-Möglichkeiten bei solchen Behördentagen. Auch B&T bot alles auf, was verfügbar war. Zusammen mit dem Munitionshersteller Hornady wurden die Auswirkungen verschiedener Kaliber auf unterschiedliche Reichweiten präsentiert, und selbst wenn man diese Beschusstests schon aus Videos oder von anderen Veranstaltungen kennt, so sind sie doch immer wieder faszinierend. So wirkte die Hornady-TAP-Munition im Kaliber 6mm ARC auf 100m außerordentlich beeindruckend, doch auch das Kaliber .308 verfehlte seine Wirksamkeit nicht. Überraschend hingegen das (immer noch lethale, aber doch deutlich schwächere) Ergebnis der .223 – und das, wo manch Mensch doch, basierend auf seinem Hollywood-Unwissen, davon ausgeht, dass dieses Kaliber quasi Menschen halbieren kann …

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Die unverkennbare Wirkung einer 6mm ARC auf 100m (Credits: Stephan G. Humer)

 

Doch zum Glück befand ich mich auf einer Fachveranstaltung, wo man sich diesen Themen mit dem gebotenen Ernst und einer überzeugenden Professionalität widmete. Schließlich geht es hier um nicht weniger als den Schutz von Freiheit und Demokratie, da sind dümmliche Hollywoodwitze glücklicherweise fehl am Platz. Die Fachgespräche sind das eigentlich Wertvolle auf Veranstaltungen wie dieser.

Unterm Strich waren die Behördentage, wie bereits zu Beginn erwähnt, aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Ich durfte an beiden Tagen auch noch meinen Vortrag zum Thema NATO GAN Capabilities (Verteidigung von übermorgen) präsentieren und das freute mich natürlich nochmal ganz besonders. Als erster Wissenschaftler, der auf dieser prestigeträchtigen Veranstaltung einen Vortrag halten durfte, verließ ich Thun mit maximaler Zufriedenheit. 2027 stehen die nächsten Behördentage an, 2026 ruft zu diesem Zeitpunkt die Eurosatory in Paris.

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