Als moderner Waffenanwender solltest du dir primär um zwei Dinge Gedanken machen: „Ability to make holes and plug holes“. Alles was Du dafür benötigst, gehört an deinen Gürtel. Egal ob du Jäger, Sportschütze, Soldat, oder Polizist bist, die wichtigste Ausrüstung ist am Gurt oder „Battlebelt“.
Entwicklung von der Antike bis heute
Die ersten relevanten Erwähnungen von Kampf- und Ausrüstungsgürteln finden sich in zeitgenössischen Fresken römischer Legionäre. Diese fast standardisierten Ledergürtel dienten im Schlachtgeschehen sowohl der Sicherung der Ausrüstung als auch der Identifikation und moralischen Unterstützung. Die Entwicklung setzte sich bis ins Zeitalter der Wikinger fort, obwohl sich Ausführung und Bedeutung im Laufe der Zeit oft wandelten. Von stark verzierten Gürteln mit Prägungen heidnischer Götter bis hin zu schlichten Ausführungen: Gürtel trugen oft Schwerter und Äxte gleichzeitig. Im Mittelalter drückten Gürtel und Wehrgehänge durch Qualität, Beschläge und Ausführung sogar sozialen Stand aus. Sie waren somit ein „Multitool“: Kleidung zusammenhalten, soziale Identifikation, Geräteträger und Ausdruck der Persönlichkeit. In den Weltkriegen fand sich die Koppel beispielsweise als reiner Geräteträger für ABC-Maske, Geschirr und weiteres wieder.
Während in den 90ern und 2000ern das Thema eher weniger Beachtung fand, hat sich dies zuletzt verändert. Aktuelle Entwicklungen zeigen einen klaren Trend hin zum Battlebelt/Gunbelt als „First Essential“ im Bereich der Waffenanwendung. Zumeist noch vor dem Plattenträger und definitiv noch vor dem Helm und anderen Ausrüstungsgegenständen. Mit Beginn des Global War on Terror wurde unter anderem die Bedeutung des Individual First Aid Kits immer deutlicher. Dazu kamen andere Entwicklungen: Im frühen Global War on Terror sahen sich die Streitkräfte einer wachsenden Einsatzlage in engen Räumlichkeiten gegenüber. Die Bedeutung der Kurzwaffe, der Identification-Friend-Foe mittels Knicklichtern oder IR-Markern und teilweise sogar des Messers als Ultra-Kurzdistanz-Waffe nahm zu. Wohin mit allem? Auch die Entwicklungen in den USA, mit zunehmenden Zahlen an Bürgern, die verdeckt Waffen zum Selbstschutz tragen und robustere Gürtel als die klassischen Walmart-Ledergürtel benötigten, sorgten für ein erhöhtes (auch wirtschaftliches und industrielles) Interesse an diesem Thema.
Brauche ich das überhaupt? Ich bin doch nur Jäger und kein SEAL.
Das ist richtig, aber ein guter Battlebelt löst Probleme weit über unterschiedliche Anwendungsbereiche hinaus. Diese sind: immer die gleichen Positionen der Kurzwaffe, immer gleiche Position von Führungs- und Einsatzmitteln (Adminpouch, Magazintaschen usw.), sichere Lagerung der Kurzwaffe und im besten Fall auch gut zugängliches medizinisches Material. Dadurch wird der Anwender sicherer und schneller (durch reproduzierbare Vorgänge wie z.B. Nachladen), handlungssicher und damit am Ende des Tages effektiver. Und darum geht es – um Effizienz und Sicherheit.
Wer braucht nun was und wo?
Allererster Grundsatz: Die „Mission“ (der Einsatzzweck) bestimmt die Ausrüstung, nicht andersrum.
In den letzten Jahren hat sich vor allem das System von versteiftem Velcro-Innengürtel und schlankem, versteiftem Molle-Außengürtel durchgesetzt, zunehmend in Lasercut-Ausführung. Breite und dicke Gürtel finden sich zumeist nur noch im Kontext von Spezialeinsatzkommandos und Ähnlichem – dann jedoch meist mit Weichballistik. Qualität und Zweckmäßigkeit sind die wichtigsten Parameter. Ein wirklich guter Kurzwaffenholster, hochqualitatives Cordura als Outerlayer und Austrialpin® COBRA-Schnallen sind die Basics, so wird der Gurt zuverlässig auf Position gehalten. Cordura verhindert Schäden am Gurt, ein guter Holster verhindert Schäden an deinen Arterien oder anderen um dich herum.
Nächste Frage: Wann und wie trage ich den Gurt? Offen oder verdeckt?
Als IPSC-Schütze ist Molle kein Muss, da die meisten üblichen Magazinhalter geklemmt werden. Als Jäger wiederum macht ein Messer viel Sinn und es stellt sich die Frage, ob sechs Kurzwaffen-Magazine sinnvoll sind. Vielleicht tun es auch zwei Kurzwaffen-Magazine und eines für die Langwaffe. Gehe ich auf eine Drückjagd, vielleicht zwei Kurzwaffen-Magazine und zwei Langwaffen-Magazine. Bin ich Soldat, benötige ich ein HELO-Retention-System. Auch hierfür muss Platz am Gürtel sein. Als Personenschützer oder Inhaber eines Waffenscheins, ist die Frage berechtigt, ob ein offen getragener Gürtel sinnvoll ist. Ein versteifter Gürtel mit eng anliegendem OWB Kydex-Holster, drei Kurzwaffen-Magazine und schmales Individual First Aid Kit sind ausreichend.
Was alle Anwender eint:
Ein Individual First Aid Kit und ein wirklich gutes Kunststoff- oder Kydex-Passformholster sind unverzichtbar. Ein gutes Holster sorgt für gleichbleibenden Ziehpunkt und -widerstand und sichert gegen unbefugten Zugriff auf die Waffe. Als IPSC-Schütze reicht hier Level 1, als Soldat oder Polizist sollte man beim Einkauf nicht zu Holstern unter Level 2 (ähnlich Safariland ALS) greifen. Die Erfahrung zeigt, dass groß aufbauende Individual First Aid Kits dazu neigen, umherzuschleudern und Unruhe ins System zu bringen. „Small and tight“ ist hier die Devise. Zumal gerade bei Fahrten mit dem Auto ein großes Individual First Aid Kit Probleme beim Sitzen hervorrufen kann. Das Individual First Aid Kit sollte mit beiden Händen gleich gut erreichbar sein, somit ist die 6-Uhr-Position oftmals die beste. Diese kann zwar beim Sitzen im Fahrzeug den Komfort einschränken, aber hier ist die Gewichtung Komfort/Zweckmäßigkeit zu hinterfragen.
Zu guter Letzt sollte man auf bereits vorhandene (oder notwendige) Redundanzen achten. Habe ich z.B. am Plattenträger bereits eine Tasche für Karten usw.? Bin ich dienstlich dazu angehalten, Individual First Aid Kits in der Beintasche zu tragen? Trage ich vielleicht mein Messer gerne in der Hose, benötige ich als Jäger vielleicht kein zweites am Gürtel. Muss ich unterschiedliche Munitionssorten mitnehmen, welche trage ich dann wo? Dies kann z.B. im jagdlichen oder militärischen Setting beim Einsatz von Flinten der Fall sein.
Immer daran denken: Nicht einfach Setups kopieren, sondern sich damit auseinanderzusetzen, was wirklich benötigt wird und damit trainieren. Haltet Ihr euch an diese Grundlagen, eliminiert Ihr 90 Prozent aller Fehler- und Unfallquellen.
Autor: Christoph Weber