„Böker Sigurd 42 Messer von Midgards - Bester BKA Feststellungsbescheid aller Zeiten!“.
Montagabend, ich kam gerade vom Schießtraining und wollte noch nachsehen, was Neues auf Youtube los ist, als Tactical-Dad mit einem Video meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Also angeklickt und hereingeschaut.
Besonders interessant ist hier der Feststellungsbescheid vom BKA, doch alles der Reihe nach.
Böker Plus, bekannt durch seine enge Zusammenarbeit mit namhaften internationalen Designern, geht mit dem Sigurd 42 eine Kooperation mit Midgards Messer ein, einem Familienunternehmen aus Baden-Württemberg unter der Leitung des Custom-Messermachers Dirk Hofmeister. Midgards Messer ist dabei bekannt für seine Messer mit Bezug zur nordischen Mythologie. Widergespiegelt wird dies schon im Namen des Messers, wo es in der Beschreibung auf Bökers Seite heißt:
„Es waren jene Tugenden aus Kühnheit, List und schierer Kraft, mit denen Sigurd (dt. Siegfried) aus der Nibelungensage das Schicksal des Drachen besiegelt hat.“
Mit diesen epischen Worten betrachten wir das Messer genauer.
Design und Bauweise des Sigurd 42
Optisch erinnert das Sigurd 42 an nordische Designs und kombiniert schlichte Eleganz mit hoher Funktionalität. Das Messer ist als feststehendes Messer konzipiert, was es besonders robust und langlebig macht.
Die Drop-Point-Klinge im Stonewash-Finish ist aus dem bewährten D2-Stahl gefertigt. Dieser Stahl ist bekannt für seine Härte und Korrosionsbeständigkeit und eignet sich hervorragend für den Outdoor- und taktischen Einsatz. Die Länge der Klinge beträgt 5,50 cm, bei einer Stärke von 4,8 mm, mit einer Gesamtlänge von 16,10 cm des Messers, was eine gute Balance zwischen Handlichkeit und Funktionalität bietet.
Der Griff des Sigurd 42 kann als skelettiert beschrieben werden, wodurch das Messer ein Gewicht von lediglich 34 g aufweist. Durch den strukturierten Rücken des Messers kann mit der Klinge sehr filigran gearbeitet werden
Ein besonderes Merkmal des Griffs ist das Loch am Ende, in hexagonaler Form, was als Bitaufnahme dienen kann. Weiterhin dient der Ring am Ende des Griffes für ein besseres Ziehen aus dem mitgeliefert Clip. Um einen guten Griff zu gewährleisten, kann sowohl mit dem Zeigefinger (Klinge nach außen gerichtet, Abbildung 3) als auch mit dem kleinen Finger (Klinge nach innen gerichtet, Abbildung 4) in den Ring gegriffen werden. Außerdem verfügt der Ring auf dem Rücken über eine strukturierte Daumenauflage, um ebenfalls einen stabileren Griff zu ermöglichen. Von in dem Review von Reini Rossmann wird der strukturierte Rücken allerdings als eher störend wahrgenommen.
Bei dem Clip und der mitgelieferten Kydexscheide gehen die Meinungen auseinander.
Böker beschreibt den Clip auf seiner Webseite als Gürtelclip und so versteht auch Tactical-Dad diesen in seinem Review. In der Bedienungsanleitung wird der Clip jedoch ausschließlich als Hosenclip und nicht als Gürtelclip ausgewiesen. Da der Clip sehr stark ist, ist dieser eher als Hosenclip anzunehmen. Alternativ ermöglicht die Kydexscheide auch eine Trageweise als Neckknife.
Die rechtliche Einordnung – § 42a Waffengesetz
Vorab: dies ist keine Rechtsberatung!
Ein wesentlicher Aspekt des Sigurd 42 ist seine Konformität mit dem deutschen Waffengesetz. Der Zusatz „42“ im Namen des Messers ist eine direkte Anspielung auf § 42a des Waffengesetzes. Diese Vorschrift regelt das Führen von bestimmten Messern in der Öffentlichkeit. Unter anderem ist es in Deutschland verboten, feststehende Messer mit einer Klingenlänge von über 12 cm oder Einhandmesser zu führen, sofern kein berechtigtes Interesse vorliegt.
Das Sigurd 42 wurde daher speziell so entworfen, dass seine Klingenlänge die Grenze von 12 cm minimal unterschreitet (5,50 cm), was es zu einem gesetzeskonformen Messer macht – auch für ein verschärftes Waffengesetz. Dadurch kann das Messer unter bestimmten Bedingungen legal geführt werden, was es besonders für Outdoor-Enthusiasten und Sammler attraktiv macht, die ein hochwertiges Messer suchen, ohne gegen das Gesetz zu verstoßen.
Gemäß BKA Feststellungsbescheid (SO13-5164.01-Z-557) ergeht, dass es sich bei dem Böker Plus Sigurd 42 nicht um eine Hieb- und Stoßwaffe, nicht um ein Faustmesser und letztlich auch nicht um einen verbotenen Schlagring handelt (keine Abstützung in der Innenhandfläche).
Mit diesem Bescheid kann das Messer grundsätzlich, problemlos geführt werden.
Täglicher Einsatz
Zum alltäglichen Tragen und kleinen Arbeiten ist das Messer gut zu gebrauchen. Durch das geringe Gewicht und die Möglichkeit des „Deepcarry“ – für mich innenseitig des Hosenbundes – trägt das Messer nicht auf und zieht somit auch keine Aufmerksamkeit auf sich. Großartiges Hebeln würde ich mit diesem Messer nicht empfehlen, da es dafür zu filigran ist.
Fazit
Zurück zum Anfang: EDC-Messer, Männerspielzeug oder nur eine halbe Schere mit Sollbruchstellen?
Auch wenn das Sigurd 42 optisch einer halben Schere mit Sollbruchstellen ähnelt, lässt sich das Messer nach meiner Erfahrung zwischen einem EDC-Messer und einem Männerspielzeug einordnen, sodass diese abfällige Bezeichnung einer „halben Schere mit Sollbruchstellen“ für mich kein Gewicht hat. Allein diesen Spagat für so einen Feststellungsbescheid hinzubekommen, macht das Messer zu einem Preis von 56,95 € (Stand: Oktober 2024) kaufenswert. Für mehr als das Schneiden von Kartons, Schnüren, Klebeband und ähnlichen Dingen würde ich das Messer, neben ganz feinen Arbeiten im Skalpellgriff, nur noch zum Herumspielen verwenden. Das Ziehen aus der Kydexscheide und um den Finger schwingen oder auch das Zurückstecken, um das satte Klicken zu hören, bereitet mir am meisten Freude.
Text & Bilder: Nils
