Die Pistole Walther PPK wird bis heute in ihrer modernisierten Version PPK/S durch die Carl Walther GmbH hergestellt.
Somit ist dieses Waffenmodell mit einer Produktionsspanne von 94 Jahren mit Abstand eine der ältesten Konzepte auf dem Markt. Auch in den James Bond Filmen spielte die Walther PPK weit über ein Jahrzehnt eine wichtige Rolle als die Dienstwaffe des berühmten Doppel 0 Agenten Bond.
Die Walther PPK wurde zudem von verschiedenen Behörden weltweit beschafft. So führte man bei den Polizeien und Zollbehörden Österreichs und Deutschland die PPK als auch bei der schwedischen Polizei. In Großbritannien verwendete sowohl die britische Armee, als auch die Polizei in den 1970er Jahren in Nordirland unter der Bezeichnung L47A1 im Kaliber 7,65mm Browning und L66A1 im Kaliber .22 lfB als sogenannte „Personal Protection Weapon“. Der eben angesprochene James Bond führte nicht zufällig die PPK, denn auch beim britischen MI6 vertraute man auf die Pistole. Aber auch jenseits des europäischen Kontinents fand die PPK Verwendung u.a. bei den Flugbegleitern (lies: „Sky Marshals“) der israelischen Armee im Kaliber .22 lfB.[1]
Doch was macht die Walther PPK technisch besonders und wo wurden diese Waffen in Deutschland eingesetzt?
PPK steht für Polizei Pistole Kriminal und ist der kleine Bruder der Walther PP. Im Jahr 1931 begann man in Zella Mehlis mit der Fertigung der PPK.[2]
Die Selbstladepistole PPK ist ein Rückstoßlader mit unverriegeltem Masseverschluss. Die PPK verfügt über einen Spannabzug und ein Wechselmagazin mit Fassungsvermögen für 6 bis 7 Patronen.[3]
Bereits während des Zweiten Weltkrieges erwarb die Walther PPK den Ruf besonders führig und zuverlässig zu sein. Durch die relativ einfache Bauweise war die PPK sehr robust und wenig störanfällig. Die Schließfeder befindet sich nicht um eine separate Führungsstange gewickelt, sondern wurde um das Rohr platziert. Dieses wiederum ist starr mit dem Griffstück verbunden. Dadurch existieren weniger bewegliche Teile und die Walther PPK verfügt über eine bessere Eigenpräzision als Waffen mit abkippenden Teilen wie zum Beispiel beim modifizierten Browning Verschluss. Außerdem ist die Bauhöhe des Verschlusses niedriger, was sich in einem kleineren Gesamterscheinungsbild und einer besseren Führigkeit äußert. Der Abzug kann sowohl als Spannabzug als auch als Direktabzug (sogenanntes „Double Action System“) verwendet werden. Insgesamt verfügt die Walther PPK über eine Vielzahl, für die Konstruktionszeit richtungsweisenden Sicherheitsmechanismen. Unter anderem ist die PPK mit einem Signalstift ausgestattet, welcher oberhalb des Hahns durch eine Bohrung im Verschluss bis in das Patronenlager hineinragt und so eine zugeführte Patrone anzeigen kann.
Ebenso ist der Schlagbolzen durch eine Sicherungswalze bei eingelegter Sicherung geschützt, sodass kein Schuss beim versehentlichen Abkrümmen mit der gesicherten Waffe brechen kann. Der Sicherungshebel fungiert gleichzeitig als Entspanneinrichtung des Schlagstücks.
Ein weiteres Merkmal ist eine Fallsicherung, welche durch einen Riegel gewährleistet wird, der Schlagbolzen und Patronenlager trennt und erst kurz vor der Schussabgabe durch vollständiges Betätigen des Abzuges freigegeben wird.[4]
Diese Sicherheitsmerkmale waren es, welche es dem Anwender erlaubten seine Kurzwaffe fertig geladen, entspannt und gesichert zu führen und so gewährleisten schnell den Feuerkampf aufnehmen zu können. Außerdem machten diese Merkmale die Waffe in Verbindung mit der Größe zu einer idealen Taschenpistole mit einem verhältnismäßig noch ausreichenden Kaliber.
Im dritten Reich war die PPK weit verbreitet. Aufgrund der kompakten Bauweise wurde sie häufig von Polizei und Wehrmacht verwendet. Die PPK wurde sowohl von Walther in Zella-Mehlis und später in Ulm, als auch im französischen Werk Manurhin produziert. Das letzte Exemplar wurde 1999 in Ulm gefertigt. In der Bundeswehr ist die PPK als P21 eingeführt gewesen. Auch Manurhin Modelle sind eingeführt gewesen.[5] Viele der bei Manurhin gefertigten P21 der Bundeswehr verfügten dennoch über die Walther Schleife und konnten lediglich durch das französische Beschusszeichen, meist aus St. Etienne als Manurhin-Fertigung entlarvt werden. Die Waffe wurde in der deutschen Bundeswehr von den Feldjägern, Piloten und im Militärattachéedienst verwendet. In Letzterem waren sogar bis spätestens 2016 weiterhin einige Exemplare in der Nutzung.[6][7] Außerdem war sie bei den deutschen Wallmeistern in Benutzung, welche vor allem in zivil und mit ziviler Legendierung Sprengschächte und andere Sperrmaßnahmen instand hielten. Hier zeichnete sich die P21 besonders durch ihre Verdeckbarkeit aus.
Die Walther PPK war ebenfalls im Dienst der ostdeutschen Streitkräfte. Zwar handelte es sich im Gegensatz zur Tokarew TT-33 nicht um eine sogenannte Strukturwaffe[8], jedoch wurde die PPK ebenso wie einige Walther PP als Ersatzwaffe geführt. Die Walther PP und PPK Modelle wurden von der KVP übernommen. Die Pistolen stammten meist aus Fertigungen, die teilweise älter als die P.38 der NVA, jedoch wurden sie weitaus länger verwendet. So finden sich beide Waffenmodelle noch im sogenannten „Tarnverzeichnis“ von 1989 unter den Schlüsselnummern 100800 und 100900. Somit waren die Walther Pistolen über die gesamte Geschichte der DDR als Dienstpistolen in den Polizeien und den Streitkräften eingeführt. Die NVA verfügte über Pistolen mit Volkspolizei Kennzeichnung, sowie ebenfalls solche Waffen ohne Kennzeichnung.[9]
Der unbestrittene Erfolg der Walther PPK, war ebenfalls der Anstoß für einige Nachbauten der Walther PPK. Nun wurde bereits die französische Waffenschmiede Manurhin angesprochen, welche lizensiert Walther Waffen nachbauen durfte. Viel mehr gab es aber auch unlizenzierte Walther PP und PPK Nachbauten. Diese trugen meist keinerlei Beschriftung, manchmal nur die DDR internen Bezeichnungen wie P1001 bei der unlizenzierten Walther PP oder die Nummer 356 bei Walther PPK aus chinesischer Fertigung.[10] Ebenso bauen sehr viele Pistolen auf dem Konzept der Walther PPK auf und sind somit in gewisser Weise auch ein Nachbau dieser Waffe. Beispielsweise zu nennen ist die Makarow Pistole M in 9mm Makarov oder die FEG AP74 aus Bulgarien. Die sogenannte „P380“ von Indian Arms aus den 70er Jahren war ebenfalls ein Nachbau der PPK mit vorne und oben verändertem Verschlussstück.[11]
Somit lässt sich zusammenfassen, dass die Walther PPK in welcher Bezeichnung sie auch geführt wurde vor allem aufgrund ihrer außergewöhnlichen Sicherheitsmerkmale und die unerreichbare Kompaktheit verdient unfassbar beliebt geworden ist. Die lange Produktions- und Verwendungsdauer sprechen Bände über die Beliebtheit und vor allem darüber, dass die Pistole ihrer Zeit weit voraus war. Ihre Bekanntheit hat sie zumindest in den Armeen und Polizeibehörden dieser Welt bereits bevor James Bond mit seiner PPK über die Kinoleinwände verdeckte Einsätze bestritt erlangt. Dennoch ist diese Filmserie vermutlich der Hauptgrund, dass weltweit fast jeder Bürger diese Pistole erkennen kann. Somit lässt sich auch konstatieren: Die Walther PPK ist auch ein Kultobjekt.
Daten Walther PPK | |||
Kaliber | 7,65mm | Patrone | 7,65x17HR |
V0 | 310m/s | Lauflänge | 83mm |
Länge Waffe | 155mm | Züge/Richtung | 6/r |
Höhe Waffe | 100mm | Magazinkapazität | 7 Patronen |
Länge Visierlinie | 110mm | Einsatzschussweite | 35m |
Masse ungeladen Stahlgriffstück | 0,590Kg | Masse ungeladen Leichtmetallgriffstück | 0,470Kg |
Quellen zur Walther PPK:
[1] Marschall, D. (2016). Selbstladepistole Walther PPK. Langjährige Erfolgsstory. Deutsches Waffenjournal 2016/01, S. 82-83
[2] Marschall, D. (2016). Selbstladepistole Walther PPK. Langjährige Erfolgsstory. Deutsches Waffenjournal 2016/01, S. 76-83
[3] Abresch, R., & Wilhelm, R. (2001). Moderne Handwaffen der Bundeswehr. Frankfurt am Main: Report Verlag. Seite 31
[4] Wollert, G., Lidschun, R., & Kopenhagen, W. (1996). Schützenwaffen Heute (1945-1985) Band 1. Berlin: Brandenburgisches Verlagshaus. Seite 216
[5] Abresch, R., & Wilhelm, R. (2001). Moderne Handwaffen der Bundeswehr. Frankfurt am Main: Report Verlag. Seite 31
[6] Weisswange, J.-P. (06. 03 2019). Harmonisierung bei den Handwaffen der Bundeswehr. Von Europäische Sicherheit und Technik: https://esut.de/2019/03/fachbeitraege/ruestung/11002/harmonisierung-bei-den-handwaffen-der-bundeswehr/?_sft_category=ruestung abgerufen
[7] Laut Aussauge eines aktiven deutschen Militärattachés sind seit spätestens 2016 keine Walther PPK mehr im Attachée Dienst vorhanden. Aufgrund der unterschiedlichen Quellenlage wurden bereits Nachforschungen begonnen. Ein Ergebnis steht noch aus.
[8] Als Strukturwaffen wurden solche Waffen bezeichnet, die gemäß STAN standardmäßig an die bewaffneten Organe der DDR ausgegeben wurden. Neben den Strukturwaffen existierten ebenfalls noch die Ersatzwaffen, welche die Strukturwaffe gemäß STAN ersetzen durften. Die Sonderbewaffnung beinhaltete solche Waffen, die nur zu bestimmten Sonderzwecken ausgegeben wurden, wie z. B. schallgedämpfte Pistolen. Die Zusatzbewaffnung umfasst solche Waffen, die für bestimmte Funktionen vorgesehen sind. Eine Signalpistole ist somit der Zusatzbewaffnung zuzuordnen. In der DDR wurde weiterhin zwischen Soll-I und Soll-II Bewaffnung unterschieden. Soll-I war das Ausstattungssoll an Handwaffen im Frieden, während Soll-II den aufgestockten „Kriegsbestand“ an Handwaffen bedeutete. (vgl. Marschall, D. H. (2014). Die Faustfeuerwaffen der bewaffneten Organe der SBZ/DDR. Blaufelden: dwj Verlags-GmbH. Seite 10)
[9] Marschall, D. H. (2014). Die Faustfeuerwaffen der bewaffneten Organe der SBZ/DDR. Blaufelden: dwj Verlags-GmbH. Seite 53-55
[10] E.J. Hoffschmidt, Know your Walther PP & PPk pistols, S.52
[11] Marschall, D. (2016). Selbstladepistole Walther PPK. Langjährige Erfolgsstory. Deutsches Waffenjournal 2016/01, S. 83