Modern Gun Culture Part II – Begeistert von der Hype Beast Kultur

Wie GBRS und FOG im Hypebeast Popkultur und Social Media prägen – Trends, Entwicklungen und Einflüsse!

Man erkennt im Alltag Leute, die vermutlich ein ähnliches Mindset haben wie man selbst. 

Oder wie es Trey Sprinkle in seinem Podcast ausdrückte, als er den Gründer von „The War Club“ interviewte (auch diese Jungs beziehungsweise die Firma „The War Club“ zählen als Ableger der Popkultur):

„If you’re in another state or country or whatever and you see a dude with a War Club [-Shirt, Cap, etc.], okay - we can at least be friends a little bit, 'cause we’re... the same thing. You know – kinda fans of the War Club.“

Nun lasst uns mal ganz genau hinsehen. Wer steckt hinter den verschiedenen Teams? Welche Ansätze haben welche Gruppen? 

Im zweiten Teil beleuchten wir die bekanntesten Player der Hypebeast Culture: „GBRS“, „Forward Observations Group“ und „Finance and Maneuver“. Sehr zu empfehlen ist es, sich damit auseinanderzusetzen, was die einzelnen Schwerpunkte sind und ob man sich damit identifizieren kann.

Forward 2.jpg
Typisches Bild aus dem Feed von FOG während der Einsätze in der Ukraine und anderen Ländern. Bild: @forwardobservations20

FORWARD OBSERVATIONS GROUP

Gegründet, soweit es sich ermitteln lässt, wurde sie von Derrick Bales alias „Raoul Duke“. Duke, vermutlich US Army Ranger, trat den Q-Course der US Army Special Forces angetreten, beendte diesen laut FOG Coffee Table Book jedoch nicht. Duke's Bruder ist ebenfalls im FOG-Dunstkreis unterwegs. Im weiteren Umfeld findet sich noch „Doc“, ein 18D (US Army Special Forces Medic), der vermutlich zu den Hauptdesignern der „Roll 1 Pouch“ zählt.

Roll1 Pouch.jpg
Der Roll-1 wurde aus einem einfachen Grund entwickelt: um das Profil des Plattenträgers zu verschlanken. Die Idee war, eine IFAK-Tasche zu schaffen, die die notwendigen Gegenstände aufnehmen kann, in einem ungenutztem Bereich untergebracht und mit beiden Händen zugänglich ist. Bild @ forwardobservations.com

Im Grunde handelt es sich dabei um eine Medic Pouch, die von Ferro Concepts hergestellt wird und der einzige Artikel ist, den man auf der Webseite von FOG dauerhaft bestellen kann. Alle anderen Artikel (T-Shirts, Patches, Sticker, Hoodies) werden nur in begrenzten Mengen in Drops releast. Es gibt nichts dauerhaft Verfügbares. Auf den Caps findet sich nur das „F“, was, wie bereits angesprochen, mittlerweile viele Labels auszeichnet: „Dad Caps“ mit einem einzigen Buchstaben des Firmennamens. Sie haben sich durchgesetzt und sind mittlerweile zu einem Erkennungszeichen innerhalb der Szene avanciert. Genauso wie die typischen Patches mit der abgewandelten Blackbeard-Flagge. 

Screenshots.jpeg
Links: Genau deswegen lohnt ein Blick hinter die Kulissen. FOG erwähnt nur im Nebensatz ihre Spenden an die FPC. Rechts: Zumeist wird nur so über anstehende Drops von den Gruppen informiert.

Forward selbst zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht nur jeden Tag Bilder auf Instagram mit den immer gleichen Filtern (die stark an VHS-Kassetten der 90er-Jahre erinnern – aus gutem Grund) hochladen. Forward „gets shit done“. Aufenthalte in Syrien und mehrmals in der Ukraine sind bekannt. Sogar so bekannt, dass die Wagner-Gruppe aufmerksam wurde. So aufmerksam, dass (vermutlich) Wagner selbst FOG-feindliche Patches anfertigen ließ. 

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Man las des Öfteren Aussagen von Wagner-freundlichen Stellen, dass (Zitat:) „FOG Pigs“ in der Ukraine ausgeschaltet worden seien. Lässt sich das bestätigen oder dementieren? Nein. Finden wir seitdem regelmäßig auf Raoul Dukes Instagramseite Posts, die einen ironischen Nachruf über ihn darstellen? Ja. Was sie genau in der Ukraine machen, ist nicht ganz klar – liest man zwischen den Zeilen (oder besser: hinter den Bildern), kann man auf Drohnenaufklärung und/oder die Ausbildung lokaler Kräfte schließen.

FOG Drone.jpg

Diese These stützt sich darauf, dass das sogenannte MICH-Team (Spezialkräfte der Ukraine) Verbindungen zu FOG zu haben scheint. Wir sind also weit über das „Wir-verkaufen-T-Shirts-mit-unseren-Designs“-Ding hinaus. Doch auch was hinter den Kulissen passiert, ist einen Blick wert: FOG spendet beispielsweise regelmäßig sehr große Summen an die Green Beret Foundation und die Firearms Policy Coalition. Mit anderen Worten: Sie tun Dinge und spenden Erlöse an die SOF-Veteranenhilfe und eine der relevantesten Waffenrechtsorganisationen. Joa, sympathisch. Das ist der Weg.

GBRS – Global Battlefield Research Systems

S4 Supplies beschreibt GBRS folgendermaßen: „Wer ist GBRS – wer das im Moment nicht weiß, hat vermutlich kein Internet. GBRS ist ein Tier-1-Trainings- und Dienstleistungshub, welches von Veteranen des SEAL Team 6 geführt wird. GBRS bietet Trainings an und vermittelt „proven concepts“ für den Einsatz.“ Konkret handelt es sich dabei vor allem um DJ Shipley und den ehemaligen SEAL Cole Frackler. Beide stammen aus Virginia und gehörten zuerst dem SEAL Team 10 und dann DEVGRU an. Zusammen bringen sie 34 Jahre Erfahrung aus den Seal Teams mit und wurden 2019 beziehungsweise 2020 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand entlassen.

GBRS ist vor allem durch zwei Dinge bekannt geworden: durch ihre YouTube-Videos und die „Hydra Mount“. So werden beim „Knowledge Transfer“ Schießtaktiken und Schießausbildung besprochen, in den „Rundown Series“ werden zumeist Ausrüstungsteile und Waffen besprochen. Auch wenn GBRS viele Produkte dauerhaft anbietet und damit eher weniger in die klassische Definition der „Hype-Beast“-Kultur fiele, nehmen sie durch aggressives Trendsetting doch einen nominellen Sonderstatus ein und tauchen deswegen hier auf.

GBRS.jpeg
 DJ Shipley von GBRS mit AR und montierter Hydra Mount, auf der ein Aimpoint T2 und PEQ-15 montiert sind. Maximal heißer Scheiß. Bild: @gbrsgroup

Doch das öffentliche Bild von GBRS ist in der Community umstritten. DJ Shipley heiratete Patsy Dietz. Wer ist sie schon wieder? Wer den Film „Lone Survivor“ gesehen hat, dem dürfte der Name „Dietz“ ein Begriff sein. Sie ist die Frau des bei der Operation Red Wings verstorbenen SEALs Danny Dietz. Des Weiteren gab es in der Vergangenheit bekannt gewordene Vorfälle, in denen Shipley äußerst „rabiat“ mit Mitarbeitern umging. Und zu guter Letzt ist es die Art von Shipley selbst, die manchen negativ aufstößt. Er wird teilweise als abgehoben und nicht bodenständig beschrieben, und mit vielen Dingen, die sie lehren, wird hart ins Gericht gegangen. 

F/M - Finance and Maneuver

Im Team von F/M findet man vor allem ehemalige Angehörige der US-Streit- oder Spezialkräfte, die nun im zivilen Bereich versuchen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Genau da sind wir beim Stichwort. Finance and Maneuver versucht, neben dem Verkauf von Merchandise, noch etwas anderes weiterzugeben: finanzielles Know-How. Etwas, was heutzutage mehr und mehr verloren geht. 

FM1.jpeg

So zeichnet sich F/M vor allem durch Kurse aus, in denen sie aktive Behörd'ler im Umgang mit Wertanlagen wie Aktien, ETF's und finanziellen Grundlagen schulen. Dass sie selbst dabei nicht ganz erfolglos sind, zeigt sich alleine durch die Gewinnspiele: Mal ein Tesla, foliert in Multicam Black, mal NVGS's (Nachtsichtgeräte). Der Gründer, ein ehemaliger US Marine, wählte daher auch diesen Namen, angelehnt an den Terminus „Fire and Maneuver“, eines der Grundprinzipien des modernen Feuerkampfs, ähnlich dem deutschen „Kein Feuer ohne Bewegung, keine Bewegung ohne Feuer.“ 

FM2.jpeg
Finance and Maneuver ist ein ganz spezieller Bereich dieser Subkulur. Ein ganz besonderer. Bild: @finance.and.maneuver

Ihr Content: banken- und systemkritisch. Nackt aus Flugzeugen springen, nur bekleidet mit OPSCORE FAST-Helmen und GPNVG. Und immer wieder: „Where the goth girls at?“ Und immer wieder Witze über Fußbilder. Du bist verwirrt? Weißt nicht, was all das soll? Ich auch nicht. Willkommen in der Subkultur. Nach einer gewissen Zeit lohnt es sich, nicht mehr nachzufragen und stattdessen einfach die Show zu genießen. Oder wie es Gnarls Barkley in den 2000ern sang: 

Yeah I was out of touch – But it was't' because I didnt know enough. I just knew too much. Does that make me crazy...?“

Abschließendes

Prinzipien, die über Jahrzehnte in Stein gemeißelt zu sein schienen, lösen sich durch Social Media mehr und mehr auf. Und das rabiat. So interessiert zum Beispiel im Bereich der Schießausbildung heute die wenigsten, welche militärische Vergangenheit du hast. Es ist vielleicht die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, aber nicht mehr ein wirklicher Sellingpoint. Was zählt, ist das Hier und Jetzt und wie gut du dich adaptieren kannst. Direkte Performance. Wie kannst du HEUTE schießen? Wie verhältst du dich HEUTE in den sozialen Medien und gegenüber deinen Mitmenschen, besonders innerhalb der Szene? 

Ein weiteres Beispiel: Die Vermischung von ziviler und militärischer Kultur ist zunehmend spürbar. Einflüsse von der einen in die andere (und umgekehrt) sind heute normal. Wir sehen immer mehr Menschen, die sich auf Social Media in ziviler Kleidung mit Plattenträger und Helm beim Schießen zeigen. Gruppen wie FOG, GBRS, WHTPSPHR und andere pushen da die Szene und normalisieren neue Standards. Die Zeiten, in denen komplette „taktische Kleidung“ in war, neigen sich dem Ende zu – die Mischung macht's heutzutage. Ein Hawaihemd, dazu Crye G3 in Multicam. Oder komplett zivil und nur Plattenträger und Helm dazu. Gleichzeitig sehen wir Bilder von Spezialeinheiten, die Trends aus dem Zivilen übernehmen (Anbauteile an Kurz- und Langwaffen wären hier so ein Thema, oder die Abkehr von extrem tiefen Oberschenkelholstern). 

Haben Gruppen wie GBRS, FOG etc. daran einen Anteil? Definitiv. Einen nicht unerheblichen Einfluss dürften auch die Geschehnisse in der Ukraine haben. Durch Social Media ist dieser Krieg omnipräsent, und wir sehen jeden Tag Bilder von Menschen, die in Zivilkleidung, einfach nur mit einem Multicam-Plattenträger (überspitzt ausgedrückt) und einer Langwaffe bewaffnet, dort im Krieg kämpfen. Auch solche Bilder haben einen Einfluss, prägen sich unbewusst ein und wirken auf die Popkultur.

Whiskey Actual.jpeg
Die Kontexte verschwinden. Es geht nicht mehr darum, wer woher kommt. Im Endeffekt sind wir alle „Shooter“ und bewegen uns in einer modernen spannungsgeladenen Subkultur. @_whiskeyactual ist ein gutes Beispiel für die moderne Vermischung der Welten.

Zuletzt noch ein Punkt: Hinter diesen Firmen stecken oftmals Personen mit militärischem Hintergrund. Gerade in den USA ist es für Veteranen oft schwierig, ins zivile Leben zurückzufinden, besonders nach Jahrzehnten im Dienst rund um die Special Operations Community. Als Paradebeispiel könnte man hier „Mat Best“ und „Black Rifle Coffee Company“ heranziehen. Natürlich ist auch er umstritten, nichtsdestotrotz hat er den Übergang nun vollständig geschafft. Und letztendlich versuchen wir doch alle nur das Gleiche: Wir wollen eine gute Zeit haben. Im Idealfall mit dem, was wir am besten können und lieben, Geld verdienen. Sowohl die „Serious Citizens“ als auch die Veteranen der SOF-Community. Stay hydrated, bois.