Kommt endlich der Glock-Killer?
In den USA laufen die Tests schon auf Hochtouren, zahlreiche YouTube-Videos und Artikel prüfen die neueste Pistole aus dem Hause Ruger auf Herz und Nieren und auch mein digitaler Posteingang enthielt gleich mehrere Mails, die sich der neuesten Kollaboration von Ruger und Magpul (!) namens RXM widmeten. Und früher oder später wird sich jemand finden, der das Gerät nach Deutschland importieren wird - vor allem bei der UVP, die Ruger ausgibt: 499 Dollar. Also schauen wir uns die Waffe mal an.
Newsletter, Websites, YouTube: Überall war schlagartig die frohe Kunde zu hören. Magpul und Ruger haben sich zusammengetan und - zack, welch passender Name! - die RXM geschaffen. Dafür geizte man nicht an Marketingaufwand und zog alle Register auf allen Kanälen. Zwei Versionen gibt es: eine, sagen wir: vollwertige und eine etwas geschrumpfte (10 Patronen plus 1), für die Märkte (auch und gerade innerhalb der USA, siehe Kalifornien), die beispielsweise "High Capacity" nicht so mögen. Denn, und das möge man nie vergessen, es gibt nicht das eine Waffenrecht in den USA. Aber das nur nebenbei, zurück zur Waffe. Die Basics: 15+1 Patronen in Variante 19400 (10+1 in 19401, siehe zuvor), Lauflänge vier Zoll, optic-ready, keine manuelle Sicherung, dafür Abzugssicherung und Schlagbolzensperre, ca. 650 Gramm Gewicht, Kaliber 9mm Luger, Kimme, Tritium-Korn. Der erste Eindruck: Dienstwaffe. Oder etwas allgemeiner: Vertrauter Allrounder.
Das muss nichts Schlechtes sein, ist aber auch nicht sonderlich überraschend. 15 Patronen im Magazin klingen gut, sind aber auch nicht überragend. Da bieten andere durchaus mehr - kosten dann aber auch mehr. Alles also sehr vertraut, stabile Hausmannskost, und das ist wohl glasklare Absicht, denn diese Waffe wildert im Revier von Glock. Das sehen auch die ersten US-Tester so, die bereits laut und deutlich die Zusammenarbeit von Ruger und Magpul loben, denn das Zusammenspiel von Rugers Waffen- und Magpuls Polymerkompetenz sei vielversprechend, um im Striker-Fired-Markt für Wirbel zu sorgen, so die Aussage. Es gäbe viele Glock-Angreifer, doch dieser hier habe endlich mal echtes Konkurrenzpotential. Mangels Waffe in der Hand kann man sich dem derzeit leider höchstens anschließen oder skeptisch bleiben, ganz nach eigenem Gusto. Aber die Überlegung ist in der Tat nicht verkehrt. Da haben sich zwei zusammengetan, die definitiv wissen, was sie tun.
Die RXM vereint durch die Zusammenarbeit mit Ruger, so eine Kernaussage der beiden Anbieter, über ein Jahrhundert an Erfahrung in der Entwicklung hochwertiger Feuerwaffen zu einer 9-mm-Handfeuerwaffe, die konsequent auf Personalisierung, Anpassungsfähigkeit und Selbstverteidigungsanforderungen ausgerichtet ist. Und da die Pistole allein nicht ausreicht, zumindest heutzutage nicht mehr, gibt es das vollumfängliche Wohlfühlprogramm für die Waffe in Form von Zubehör, welches nur einen Tag nach der offiziellen Mitteilung aus dem Hause Ruger vorgestellt wurde. Wie gesagt: alle Register. Im Angebot hat Ruger Magazine, Speedloader und Holster, ebenso Koffer, Licht- und Lasermodule, Griffstückalternativen, Werkzeuge und sogar Reinigungszeug. Das ist halt der Vorteil einer Waffe aus einem großen Haus: Man kann gleich etliche Zubehörteile präsentieren, um den Schützen ganzheitlich glücklich zu machen. Und passenderweise passen auch Teile anderer großer Hersteller. Außerordentlich praktisch.
Bild oben: Hier ist nicht der Preis die Hürde für deutsche Schützen ... (Credits: Ruger)
Doch es gibt auch die eine oder andere Überraschung, mit freundlichen Grüßen von SIG Sauer: Positiv fällt beispielsweise der sogenannte Fire Control Insert (FCI) auf, der es ermöglicht, verschiedene Griffstücke zu nutzen, um maximal flexibel zu sein. Der Vorteil: Dieselbe Waffe, mehrere Einsatzmöglichkeiten - anders als bei anderen Polymerpistolen, die für jeden Einsatzzweck (Sport, Verteidigung, verdecktes Führen etc.) eher eine andere Waffe anbieten. Eine gute Idee! Und selbstverständlich haben sich Ruger und Magpul bei all den bekannten Features, beispielsweise den heutzutage schon längst gängigen Aspekt "optic-ready", auf den aktuellen Stand der Technik verlassen und bieten damit zeitgemäße Features, plus eine Menge Zubehör von Beginn an, d.h. nichts wurde vergessen, nichts ist alt, nichts ist öde, alles schreit geradezu "Alternative!" und soll Umsteiger oder knallharte Glock-Gegner anlocken. In den USA keine schlechte Strategie, dürfte Glock doch nicht wenigen Menschen inzwischen als etwas outdated erscheinen, so zumindest das Raunen, das immer wieder zu vernehmen ist.
Bild oben: Sinnvoll: Abzugseinheit behalten, Griffstück beliebig wechseln. (Credits: Ruger)
Wir werden den Werdegang dieser Waffe auf dem Markt beobachten. Mal sehen, wer sich wann und in welcher Form dafür entscheiden wird: private Glock-Umsteiger, private Waffenträger, Behörden, Jäger? In den USA ist der Wettbewerb in diesem Marktsegment knallhart. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags ist die UVP von Ruger schon längst Geschichte und die Pistole wird "nackt" für mickrige 399 Dollar angeboten. Hier gibt es keine Atempause, Waffengeschichte wird gemacht!