NOBLEX NV 1x23 Glock MOS - der durchdachte Minimalist
Leuchtpunktvisiere für Kurzwaffen erfreuen sich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Der deutsche Hersteller Noblex hat im Mai 2024 mit dem Modell „NV 1x23 OS Glock MOS“ eine neue Optik auf den Markt gebracht. Die Besonderheit dabei: die Optik wurde in Zusammenarbeit mit GLOCK entwickelt und explizit für GLOCK Pistolen mit MOS-Schnittstelle konstruiert. Das "Institut für methodische Schießlehre" hat die Optik beschafft und einem Dauertest unterzogen, um sie hinsichtlich Praxistauglichkeit und Zuverlässigkeit zu prüfen.
Die Montage des Noblex NV
Der Markt für Leuchtpunktvisiere bietet mittlerweile eine enorme Variantenvielfalt, die für nahezu jede Anforderung eine passende Lösung bietet. Um die Montage zu vereinfachen, setzen Waffenhersteller seit einigen Jahren auf sogenannte Optic-Ready-Systeme, die aus einer Ausfräsung auf dem Verschluss und einer passenden Adapterplatte für die Außengeometrie der jeweiligen Optik bestehen. Bei GLOCK läuft dieses System unter dem Namen MOS (Modular Optic System) und erlaubt die Montage nahezu jedes gängigen Leuchtpunktvisiers - vorausgesetzt der Nutzer nennt die passende Adapterplatte sein Eigen.
Minimalismus auf ganzer Länge
Die Firma Noblex beschritt nun den umgekehrten Weg und brachte mit dem Modell „NV 1x23 OS Glock MOS“ eine Optik auf den Markt, die speziell für das GLOCK MOS-System entwickelt wurde und sich komplett ohne Adapterplatte auf der Waffe montieren lässt. Dieser vermeintlich kleine Unterschied bringt in der Praxis erhebliche Vorteile: Durch den Wegfall der Adapterplatte und die kompakte Bauweise der Optik sitzt das Glas sehr tief auf der Waffe und bildet mit der standardmäßigen Eisenvisierung der Glock eine sogenannte „Co-Witness“. Kimme, Korn und Leuchtpunkt liegen auf der gleichen optischen Achse und die Eisenvisierung kann somit vollumfänglich als Notvisierung genutzt werden. Ein Zustand der im Zweifel Leben retten kann und somit absolut sinnvoll ist.
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Mit einer Masse von nur 25 Gramm und superkompakten Abmessungen (49 mm lang x 27 mm breit x 22 mm hoch) fällt das Optiksystem kaum ins Gewicht und vergrößert die Silhouette der Waffe nur unmerklich. Über die gesamte Nutzungsdauer fiel die Optik nicht als unliebsame Störkontur an der Waffe auf. Im Gegenteil - neben der kompakten Grundbauweise konnten auch zusätzlich angebrachte Rippen seitlich am Gehäuse bei der Waffenhandhabung überzeugen. Die Rippen erfüllen eine sogenannte „Snag-Free-Funktion“ und verhindern durch ihren flachen Verlauf ein Verhaken der Optik an der Kleidung während des Ziehvorgangs. Die Optik eignet sich somit auch hervorragend für eine verdeckte Trageweise.
Der große Unterschied zu anderen Systemen
Durch den Wegfall der Adapterplatte muss ein Bauteil weniger beschafft und somit auch nicht auf der Waffe montiert werden. Dadurch verringert sich die Gesamtmasse der Optik. Ein wichtiger Faktor; darf doch ein zusätzliches Bauteil (lies: zusätzliches Gewicht) keinen negativen Einfluss auf den Repetiervorgang des Verschlusses haben. Zusätzlich sorgt die tief sitzende Optik für eine Verkürzung des Hebelarms zum Verschluss hin, wodurch sich die Belastungen auf Schrauben und Gehäuse der Optik während der Schussabgabe reduzieren.
Light it up - Beleuchtung, Dot und Override-Funktion
Das Glas besitzt eine Einfachvergrößerung mit einem 4-MOA-Leuchtpunkt in der Farbe Rot und deckt damit auf 25 Meter einen Punkt von ca. 3 cm Durchmesser ab. Eine Größe, die für die Verwendung auf Kurzwaffen üblich und gut geeignet ist. Laut Hersteller wird das Absehen ab Juni 2025 auch in der Farbe Grün erhältlich sein. Die Beleuchtung wird über zwei weiche Tasten gesteuert, die sich links (Plus-Taste) und rechts (Minus-Taste) am Gehäuse befinden. Die Tasten arbeiten nahezu geräuschlos und sind gerade groß genug, um auch mit Schießhandschuhen noch bedient werden zu können. Durch einmaliges Drücken der Plus-Taste wird die Optik aktiviert und der Leuchtpunkt beginnt zu strahlen. Hält man die Minus-Taste ca. 3 Sekunden lang gedrückt, schaltet sich die Optik ab. Im Standardbetrieb läuft das Visier über eine automatische Helligkeitsregelung die auf Umgebungslicht reagiert und den Leuchtpunkt innerhalb von Sekundenbruchteilen stärker oder schwächer erstrahlen lässt.
Zusätzlich verfügt die Optik über eine sogenannte Override-Funktion, mit der sich der Automatikmodus manuell übersteuern lässt. Dies wird erreicht, in dem man die Plus-Taste für ca. 3 Sekunden lang gedrückt hält. Die Helligkeit kann dann über die beiden Tasten individuell eingestellt werden. Dies hat sich in der Praxis als äußerst nützlich erwiesen, da ein zu helles Absehen das Ziel überstrahlen und das Herstellen von Visierbild und Haltebereich somit massiv erschweren kann. Hier ist weniger definitiv mehr. Eine sinnvolle Ergänzung liefert die Memory-Funktion des Override-Modus. Nach Aus- und wieder Einschalten leuchtet der Punkt in der zuletzt (manuell) gewählten Helligkeitsstufe - die persönliche Präferenz des Nutzers wird gespeichert.
Der Batteriewechsel
Für einen Batteriewechsel (CR 1220, 3 V Lithiumknopfzelle) muss das Visier von der Waffe demontiert werden, da sich das Batteriefach an der Unterseite des Gehäuses befindet. Dies macht eine anschließende Überprüfung der Treffpunktlage nach Wiedermontage notwendig.
Das Noblex 1x23 im Praxistest
Die Optik war über einen Zeitraum von fünf Monaten lang auf einer Glock 17 Gen. 5 MOS montiert und erfuhr in dieser Zeit eine Belastung von knapp 6.000 Schuss. Die Montage ohne Adapterplatte gestaltete sich problemlos, und das Gehäuse der Optik fügt sich passgenau in den MOS-Slot der Glock ein. ACHTUNG: Das Visier ist nicht kompatibel mit den Slimline-Modellen Glock 43X und 48, da die Verschlüsse der Slimline Modell andere Maße aufweisen.
Getestet wurde das Glas bei verschiedenen Umgebungsbedingungen. Von intensivem Trockentraining zu Hause, über mehrfache Verwendung bei dem Seminar „Masterclass Kurzwaffe“ (Tageslicht sowie Low Light/ No Light), bis hin zum Schießen auf Stahlziele auf 50 Meter in strömendem Regen. Dabei zeigte sich das Glas unter allen Bedingungen als zuverlässiger Begleiter. Der Leuchtpunkt war zu jeder Zeit klar sichtbar und alle Elemente des Visiers behielten ihre Funktionsfähigkeit. Die Batterien, welche laut Hersteller eine Laufzeit von ca. 10.000 Stunden betragen, mussten nicht getauscht werden. Die Elektronik zeigte selbst bei Starkregen keine Störungen. Die feinen Rastungen der Höhen- und Seitenverstellung sind beim Verstellen klar spürbar und hörbar. Das Einschießen der Waffe mit der neuen Optik auf 3 bis 25 Meter funktionierte damit einwandfrei.
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Im gesamten Testverlauf wurde das Noblex Sight wiederkehrenden mechanischen Belastungen unterworfen, um die Praxistauglichkeit und Zuverlässigkeit auf die Probe zu stellen. Neben der häufigen Belastung durch schnelle Schussfolgen wurde die Waffe auch einer robusten Handhabung unterzogen. So wurde das Optikgehäuse über einen gesamten Zwei-Tages-Kurs als Widerlager zum Repetieren des Verschlusses verwendet. Als Auflageflächen wurden dabei u.A. genutzt: Waffenholster aus Kydex, Gürtel aus zähem Stoff, Gürtelschnallen aus Metall sowie hölzerne Kanten an Barrikaden oder Tischplatten. Trotz harter Handhabung zeigte die Optik dabei keinerlei Ausfallerscheinungen. Alle Funktionselemente zeigten sich nach einer Inspektion unbeschädigt und - bis auf logischerweise beginnende Abnutzungen am Lack des Aluminiumgehäuses - völlig intakt.
Beim Präzisionstest der Optik wurde Wert auf Realismus gelegt. Klinische Bedingungen wie Schießen von einer festen Auflage wurden willentlich vermieden. Ziel der Untersuchung war die Beantwortung einer konkreten Frage: Welches realistische Ergebnis kann in Zusammenspiel von Optik und Eigenpräzision des Schützen tatsächlich erreicht werden? (Eine ausreichende Eigenpräzision von Waffe und Munition konnte an dieser Stelle vorausgesetzt werden). Als Ziel diente ein kontrastreiches Quadrat mit 2,5 cm Seitenlänge, das in 5 Metern Entfernung platziert wurde. Es wurden 10 präzise Einzelschüsse abgegeben. Die gesamte Schussgruppe konnte so platziert werden, dass sie von einem Daumen bedeckt werden konnte – was einer Breite von ca. 2,5 cm entspricht. Wendet man den Strahlensatz auf dieses Ergebnis an, so ergibt sich damit auf eine Schussdistanz von 100 Meter eine ungefähre Zielgröße von 50 x 50 cm, die sicher getroffen werden würde. Ein Ergebnis, das durchaus als gut bezeichnet werden darf. Der beschriebene Präzisionstest wurde im fünfmonatigen Verlauf der Testung mehrfach erfolgreich wiederholt. Die Optik zeigte dabei trotz teilweise harter Belastungen keine Veränderungen der Treffpunktlage oder der Funktionsfähigkeit.
Mit einer Linsendiagonalen von 23 mm kann das Noblex durchaus als kompakt bezeichnet werden. Mit etwas Übung lies sich dennoch auch bei schnellen Schussfolgen immer ein ausreichend großer Ausschnitt des Zieles bei gleichzeitiger Erfassung des Leuchtpunktes umsetzen. Die kompakte Bauweise führte somit auch hier zu keinem Nachteil in der praktischen Anwendung.
Lieferumfang
Die Optik wird in einer kompakten transparenten Kunststoffbox geliefert, die folgende Komponenten enthält:
- NV 1x23 OS Glock MOS
- ABS Bereitschaftsschutzkappe
- Transportschutzkappe aus Gummi
- Torx Schraubendreher
- Lithium Batterie CR 1220, 3 V (nicht wiederaufladbar)
- Noblex Optik-Putztuch
Fazit
Leuchtpunktvisiere für Kurzwaffen sollten bestimmte Mindeststandards erfüllen. Dazu zählen eine ausreichende Eigenpräzision sowie eine zuverlässige Funktionsfähigkeit unter schwierigen Umgebungsbedingungen. Darüber hinaus sollten sie Merkmale aufweisen, die ihre Praxistauglichkeit erhöhen. Dazu gehört die Option zur Helligkeitsregulierung, um ein Überstrahlen des Zieles durch den Leuchtpunkt zu vermeiden, sowie die Fähigkeit zur Integration einer Co-Witness. Das Leuchtpunktvisier „NV 1x23 OS Glock MOS“ von Noblex konnte all diesen Anforderungen in unserem Praxistest gerecht werden. Ein kompaktes und strapazierfähiges Glas, das eine hohe Präzision gewährleistet und durch seinen durchdachten Minimalismus Vorteile in der praktischen Anwendung bietet. Die UVP des Herstellers liegt derzeit bei 449 Euro.
Autoren: Christian Bender & Christian Brenner
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