Obacht, der kommt flach! Warum Drückjagdböcke mindestens 8 Meter hoch sein müssten

"Kenne dein Ziel und weiß, was sich davor und dahinter befindet". Wir werfen einen Blick auf eine wichtige Studie der Deutschen Versuchs- und Prüf-Anstalt für Jagd- und Sportwaffen...

Jedem kultivierten Waffenanwender sind die vier Sicherheitsregeln nach Jeff Cooper mittlerweile nicht nur ein Begriff sondern fester Bestandteil der Handlungsroutine geworden. Das betrifft auch die 4. Regel "Kenne dein Ziel und weiß, was sich davor und dahinter befindet". Im jagdlichen Gebrauch wird das häufig um die Aussage "Kugelfang ist nur der gewachsene Boden" ergänzt. 

Am 15.02.2011 hat die Deutsche Versuchs- und Prüf-Anstalt für Jagd- und Sportwaffen e.V. (DEVA) einen Schlussbericht zum Forschungsvorhaben "Abrallverhalten von Jagdmunition" vorgestellt, der leider nicht eingeschlagen hat. In einer umfangreichen, detaillierten und methodisch sauberen Studie wurden mehrere bleihaltige und bleifreie Geschosse unterschiedlicher Zusamensetzung in den Kalibern .243 Win., .308 Win. und 9,3 x 74 R auf ihr Abprallverhalten bei verschiedenen Beschussmedien hin untersucht. 

Im Beschussmedium "weicher Boden" (mit Humus simulierter Waldboden) konnten alle Geschosse erst bei einem Auftreffwinkel von 10° sicher durch das Beschussmedium aufgefangen werden. Im Beschussmedium "harter Boden" (mit Schotter simulierter Forstweg) haben gerade die Solidgeschosse der .308 Win. selbst bei 15° Auftreffwinkel noch Abpraller mit einer Restenergie von bis zu knapp 500 J (=E0 einer .38er Special) produziert.

Die maximale Schussentfernung kann sich dann jeder näherungsweise mit der Formel: 

Schussentfernung x 0,18 = Schusshöhe selbst ausrechnen.

Beim "laufenden Keiler" und einer Schussentfernung von 50 m ergibt sich dann eine erforderliche Höhe von ca. 9 m. Umgekehrt kann ein Schuss vom Boden aus bereits ab 10 m Schussentfernung zu Abprallern führen. 

Die Welt draußen ist natürlich viel komplexer als ein Versuchsaufbau und die Abweichungen von diesen Ergebnissen, abhängig vom tatsächlichen Untergrund, dem verwendeten Geschoss, dem Winkel im Schuss- und im Aufprallbereich, dem Ergebnis der Zielballistik und vielen mehr teils erheblich. 

Quelle: 
Grafik: Versuchsaufbau mit Höhen- und Seitenablage (roter Pfeil)  DEVA Schlussbericht 2011