Jetzt schon eine Legende: Yusuf Dikec. Seine Art, olympisches Silber zu holen, begeistert Social Media.
Die Olympischen Spiele in Paris sind in vollem Gang. Und irgendwas ist dieses mal anders. Und damit ist nicht die umstrittene Eröffnungsfeier gemeint. Auch nicht das mehr als umstrittene Flinte Shoot-out zwischen Rutter und Chadid. Gemeint ist vor allem Yusuf Dikec. Mein Interesse für Olympia 2024 hielt sich ziemlich in Grenzen, bis Dikec die Bühne betrat und die Welt im Sturm eroberte. Doch der Reihe nach.
Yusuf Dikec, geboren am 1. Januar 1973, ist ein türkischer Sportschütze und Athlet des türkischen Nationalkaders für 2024. Er ist seit 2001 Sportschütze im zivilen und im militärischen Nationalteam für Kurzwaffenschiessen und der Halter von mehreren nationalen Rekorden. 2006 kam sogar ein Weltrekord dazu und in den folgenden Jahren mehrere Europa- und Weltmeistertitel im Schießen. Man könnte also sagen: Er weiß ein kleines bisschen, was er tut.
Und obwohl er mit seinen 51 Jahren schon fast zur älteren Generation gehört, so vertritt er doch eine neue Generation von Sportschützen.
Denn Yusuf Dikec verzichtet BEWUSST auf sämtliches Equipment außer seinen Gehörschutz. Ältere Bilder von Nationalen Wettkämpfen zeigen ihn sogar nur im Poloshirt. Die Bilder aus Paris zeigen die linke Hand in der Hosentasche, ganz lässig – Yusuf eben – während die Konkurrenten mit Cap (gegen Sonneneinstrahlung), Schießbrille mit Linse, Verdeckung für das nicht zielende Auge und einer fast schon verkrampften Pose (die tatsächlich bei der 25m Randfeuer-Disziplin nicht unüblich - für die meisten Grosskaliberschützen aber ungewohnt aussieht, ist) antreten. Beispielhaft hierfür ist die Schützin aus Korea Kim Yeij. Sie trat mit einem umfassenden Equipment an und holte olympisches Gold. Sie erhielt mediale Aufmerksamkeit, da sie wie der komplette Gegenpol zu Dikec wirkte.
Bei Yusuf könnte man meinen, es fehle nur noch die Jogginghose. Die Lässigkeit mit der er und seine Teamkollegin Olympisches Silber holten, ist jetzt schon legendär. Yusuf zufolge verzichtet er bewusst auf Ausrüstung, dass er ein „Natural Shooter“ sei und es ihn zu sehr ablenke und er lieber leicht unterwegs ist.
Als mich Menschen, die so überhaupt nichts mit unserer Bubble zu tun hatten, auf Dikec ansprachen und mir die zahllosen Memes schickten, realisierte Ich: "Der Typ hat Menschen erreicht und vor allem auf eine Art erreicht, wie ich es nie für möglich gehalten hätte."
Diese Leute werden nicht morgen zu Sportschützen oder Jägern. Doch sie stellen jetzt interessierte Fragen und verknüpfen Dikec als Schützen, durch die ganzen Memes, positiv und mit Humor. Ist das vielleicht der Schlüssel dazu, Menschen außerhalb unserer Bubbel zu erreichen? Klar sind Waffen ein ernstes Thema – aber muss das nach in die Öffentlichkeit getragen werden? Oder sollten wir nach außen hin uns erstmal als fröhlich und vielleicht sogar leicht selbstironische, normale „Dudes“ von nebenan präsentieren?
Habt vielleicht einfach demnächst einfach noch ein bisschen mehr Spass auf der Range und denkt an Yusuf. Hand in die Hosentasche und Feuer frei!