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Tödlicher Zwischenfall mit P320: US-Luftwaffe reagiert - FBI-Gutachten wirft Fragen auf

Ein Soldat der US-Luftwaffe ist bei einem Zwischenfall mit seiner Dienstwaffe, einer SIG SAUER P320, verstorben. Was bedeutet das für den Hersteller?

Todesfall bei der U.S. Air Force

Die SIG Sauer P320 galt einst als die Zukunft der militärischen und behördlichen Kurzwaffen. Zumindest bewirbt SIG SAUER die P320, eine modulare Selbstladepistole im Kaliber 9 x 19mm, so bis heute: Präzise und „absolut sicher“. Doch das Bild bröckelt nun merklich - speziell seit dem 20. Juli 2025. Nach aktuellen Erkenntnissen und Insiderberichten verstarb ein Angehöriger der US Airforce, nachdem er seine Dienstwaffe, eine Sig Sauer P320, während sie sich im Holster befand ablegte. Laut offiziellen Angaben hat die US Airforce, die Luftwaffe der Vereinigten Staaten, aufgrund dieses tragischen Unfalls bis auf weiteres die Ausgabe der als M17/M18 eingeführten P320 gestoppt. Noch sind die genauen Umstände des Todes nicht offiziell bestätigt, aber der wirtschaftliche Schaden für SIG SAUER dürfte in die Millionen gehen. Denn es handelt sich nicht um den ersten Vorfall.

Keine guten Zeiten für SIG SAUER

Denn bereits seit Monaten gerät SIG SAUER immer wieder in die Schlagzeilen. Dutzende von Fällen, in denen von ungewollten Schussabgaben berichtet wurde, überfluteten das Netz. Einer der prominentesten: Der Fall der Michigan State Police. Hierbei kam es 2024 zu einer ungewollten Schussabgabe, während sich die Dienstwaffe eines Polizisten im Holster befand. Dieser Fall wurde dann auf Wunsch der Michigan State Police vom "Ballistic Research Center" des FBI, welches das zentrale Test- und Evaluationszentrum der Behörde für Waffen, Munition, Schutzwesten und weitere Ausrüstung von Strafverfolgungsbehörden ist, untersucht. Die Michigan State Police bat SIG SAUER und ALIEN GEAR, den Hersteller der Holster, die die Michigan State Police beschafft hat, an der Untersuchung teilzunehmen. Während ALIEN GEAR zustimmte, verneinte SIG SAUER eine Teilnahme an der FBI Untersuchung.

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Ein Soldat des US-amerikanischen Heeres schießt mit seiner M17. Bildquelle: Mark Scott / taskandpurpose.com

Die P320 (bzw. M18) des Vorfalls wurde wissenschaftlich untersucht – mittels Röntgenaufnahmen, Vermessungen und Scans und isolierte Tests des Auslösemechanismus. Dabei fanden die Techniker unter anderem:

  • Die Schlagbolzensicherung war nicht korrekt montiert; ihre Feder saß nur lose am oberen Ende des Schlagbolzengehäuses.
  • Der Abzugsklinkenmechanismus ("Sear") wies ungleiche Abnutzung auf.
  • Die primären und sekundären Klinken der Abzugsssicherung ("Sear") zeigten deutliche Beschädigungen und Abnutzung.
  • Der Haken des Schlagbolzens hatte an der Unterseite eine „Kante“, wo eine ebene Fläche sein sollte.

Mikroskopische Untersuchungen bestätigten, dass sowohl mehrere Teile der Schlagbolzensicherung und der Klinken abgeplatzte Kanten und andere Herstellungsfehler aufwiesen.

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Das Beweisstück: Die M18 Pistole des Polizeibeamten der Michigian State Police. Hier im ALIEN GEAR Holster. Bildquelle: FBI
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Dieselbe Waffe, aber aus dem Holster entnommen. Bildquelle: FBI
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Röntgenaufnahme der betreffenden Dienstwaffe. Deutlich zu erkennen ist die nicht ausgeworfene Hülse der M18, die noch immer im Patronenlager steckt. (Gelb markiert) Bildquelle: FBI

 

Evaluierung der M18 - Überprüfung der Sicherheitsmechanismen durch das FBI

Nach den ersten Röntgenaufnahmen und Tests wurde versucht, eine ungewollte Schussabgabe ohne Betätigung des Abzugs zu provozieren. Durch modernste Technologie und Ingenieurskunst sollte dieses Phänomen eigentlich der Vergangenheit angehören. Die meisten modernen Schlagbolzenschlosspistolen – insbesondere solche, die für den behördlichen Einsatz entwickelt wurden – verfügen heute über mehrere interne Sicherungen, die genau das verhindern sollen. Im Fall der militärischen Versionen M17 bzw. M18 von SIG Sauer wurde zusätzlich eine externe, manuelle Sicherung verbaut, um ungewollte Schussabgaben – und damit Schicksale wie jenes, das vermutlich dem Angehörigen der U.S. Air Force widerfahren ist – zu verhindern.

Doch auch im Fall der Michigan State Police konnten Ermittler ungewollte Schussabgaben erzeugen.

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Die Ermittler manipulierten die M18 bewusst von außen, während sich die Dienstwaffe im Holster befand. Man achte hierbei auf den Mündungsblitz, der zeigt, dass eine ungewollte Schussabgabe, bei frühem Verschleiss oder Qualitätsproblemen der einzelnen Komponenten, möglich ist. Bildquelle: FBI

 

Um realistische Einsatzbedingungen nachzubilden – etwa beim Laufen, Springen, Kämpfen, Ziehen der Waffe oder beim Anlehnen an Fahrzeuge – wurde die M18 mechanisch belastet: Das BRF übte Druck und Zug auf Verschluss und Griffstück aus und löste die primäre Klinke der internen Sicherung manuell, um zu prüfen, ob die sekundäre Sicherung zuverlässig ein Auslösen verhindern würde. Die Tests erfolgten bei vollständig im Holster gesicherter Pistole.

Ergebnis: In 50 Durchläufen zündete die Pistole 9-mal eine Hülse mit Zündhütchen – ohne dass der Abzug betätigt wurde. Die getestete Pistole hatte bereits über 1.000 Schuss hinter sich (obwohl das Waffensystem auf eine Lebensdauer von 25.000 Schuss ausgelegt ist). Die Polizei von Michigan stellte dem BRF daraufhin eine neue, unbenutzte M18 zur Verfügung. Auch diese feuerte im zweiten Testdurchlauf ohne Betätigung des Abzugs.

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Die Reaktion von SIG SAUER

Bisher bestritt SIG SAUER jeglichen technischen Defekt am Design der P320. Lediglich vor Gericht wurden bereits Fälle entschieden, wo SIG SAUER sich verantworten musste und beispielsweise 2.3 Millionen US-Dollar zahlen musste. Doch ein öffentliches Statement, wo zumindest im Ansatz die Möglichkeit einer ungewollten Schussabgabe als technischer Defekt zugegeben wurde, findet sich bis heute nicht. Im Gegenteil. SIG SAUER bestreitet alle Vorwürfe und geht sogar einen Schritt weiter:

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In einem öffentlichen Post (der bis heute nicht gelöscht wurde) auf Facebok und Instagram äußert sich SIG SAUER zur P320 unter anderem folgendermaßen:

Die P320 KANN UNTER KEINEN UMSTÄNDEN ohne Betätigung des Abzugs feuern – das ist eine Tatsache.

Die Vorwürfe gegen die P320 sind nichts weiter als Versuche einzelner Personen, sich zu bereichern oder persönliche Verantwortung zu vermeiden.

In letzter Zeit haben waffenfeindliche Gruppen, Vertreter der Mainstream-Medien, Prozessanwälte sowie andere uninformierte und interessengeleitete Akteure Angriffe gegen eines von SIG SAUERs vertrauenswürdigsten, am intensivsten getesteten und beliebtesten Produkten gestartet – die P320-Pistole.

In allen Fällen verfolgen diese Personen eigennützige Motive mit ihren unbegründeten Behauptungen, die P320 könne ohne Betätigung des Abzugs feuern. Sie verfügen über keinerlei Beweise, keine Daten und keine empirischen Tests, die ihre Aussagen stützen würden. Stattdessen entscheiden sie sich bewusst dafür, eindeutig auf fahrlässige Handhabung zurückzuführende Entladungen als ein „Konstruktionsproblem“ darzustellen.

Nun muss jeder einzelne entscheiden, wie er ein solches Statement unter der vorherrschenden Datenlage einordnet. Wasu auf jeden Fall feststeht: Wir bleiben für euch dran. 

Was denkt Ihr zu dem Thema? Schreibt gerne eine E-Mail an [email protected] !

 

 

Quellen: 

www.sigsauer.com

https://www.nhpr.org/nh-news/2024-06-21/jury-finds-sig-sauer-liable-for-pistol-shooting-awards-2-3m-in-damages

https://www.wearethemighty.com/tactical/the-fbi-evaluation-of-the-sig-sauer-p320/

https://www.outdoorlife.com/guns/fbi-report-sig-p320-uncommanded-discharge/

https://soldat-und-technik.de/2025/07/bewaffnung/44649/sig-sauer-p320-usaf/

https://www.twz.com/land/army-making-no-changes-to-its-sig-p320-derived-pistols-after-concerning-fbi-report

https://taskandpurpose.com/news/air-force-m18-pistol/

https://www.defensenews.com/air/2025/07/24/air-force-suspends-use-of-m18-pistols-after-airmans-death/

 

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