Praktisch & Taktisch

Panzergrenadiere der Bundeswehr – Historie, Rolle und aktuelle Bedeutung einer einzigartigen Truppengattung

Die Panzergrenadierbrigade 37 verlegt mit rund 1.000 Fahrzeugen nach Litauen. Zeit sich etwas mit dieser speziellen Truppe der Bundeswehr zu befassen.

Eine Truppengattung wie keine andere: Die "Grennis"

Die Panzergrenadiere sind seit Jahrzehnten ein zentrales Element der deutschen Gefechtsführung im Gefecht der verbundenen Waffen. Sie verbinden die Feuerkraft und Beweglichkeit der Panzertruppe mit der Flexibilität der Infanterie. Mit ihren Schützenpanzern operieren sie sowohl aufgesessen als auch abgesessen, um den Kampf zu führen und den Kampfpanzer Leopard 2 wirkungsvoll zu unterstützen. Heute wie damals gilt: Der Panzergrenadier ist das Bindeglied zwischen Panzer und Infanterie – eine Rolle, die im modernen Gefecht unverzichtbar bleibt.

Historie der Panzergrenadiere

Der Begriff Grenadier hat seine Wurzeln bereits im 17. Jahrhundert, als er speziell für im Handgranatenwurf ausgebildete Infanteristen verwendet wurde. Die Grenadiere bildeten eine militärische Elite. Sie wurden bei Belagerungen mit besonders gefährlichen Aufgaben betraut und an Schwerpunkten des Kampfes in der Schlacht eingesetzt. Zu ihrer Bewaffnung gehörten neben etwa einem Dutzend Granaten eine Muskete mit Bajonett und ein Säbel. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus die Bezeichnung für bewegliche und schlagkräftige Infanterie.

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Preußische Grenadiere vom Infanterieregiment Nr. 6 um 1715 – Darstellung spätes 19. Jahrhundert (Bildquelle: Wikimedia.com)

Im Zweiten Weltkrieg entstanden die Panzergrenadiere als integraler Bestandteil der Panzerdivisionen. Zunächst als „Schützen“ oder „Kavallerieschützen“ bezeichnet, wurden sie 1942 offiziell in Panzergrenadiere umbenannt. Ihre Aufgabe bestand darin, eng mit den Kampfpanzern zu operieren, feindliche Infanterie zu binden und durch Panzerabwehrhandwaffen gegnerische Fahrzeuge zu bekämpfen. 

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Panzergrenadiere auf einem sog. Sd.Kfz. 251 in Russland 1942. (Bildquelle: Bundesarchiv)

Während nur ein Teil der Panzergrenadiere tatsächlich über Schützenpanzerwagen wie den Sd.Kfz. 251 verfügte, zeigte sich schon damals ihr besonderer Charakter: der kombinierte Kampf aufgesessen im Schützenpanzer und abgesessen als Infanterie. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Truppengattung im deutschen Sprachraum erhalten – in der Bundeswehr, im österreichischen Bundesheer und in der Schweizer Armee. In der DDR hingegen sprach man von motorisierten Schützen.

Rolle der Panzergrenadiere im Gefecht

Der Panzergrenadier ist Soldat einer eigenständigen Truppengattung im Heer der Bundeswehr. Gemeinsam mit der Panzertruppe bilden die Panzergrenadiere den Truppengattungsverbund Panzertruppen. Ihre besondere Stärke liegt im Kampf der verbundenen Waffen: Sie begleiten Kampfpanzer, sichern deren Flanken und bekämpfen feindliche Infanterie und gepanzerte Kräfte.

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Sie stellen das Bindeglied zwischen Panzertruppe und regulärer Infanterie: Die Panzergrenadiertruppe. Hier zu sehen ein Oberleutnant im Gefechtsdienst. (Bildquelle: Bundeswehr)

Das Gefechtsbild des Panzergrenadiers zeichnet sich durch hohe Mobilität, Flexibilität und Einsatzvielfalt aus. Aus dem Schützenpanzer Marder, der über Jahrzehnte das Hauptwaffensystem war, kann die abgesessene Gruppe in das Gefecht eingreifen. Der Schützenpanzer Puma stellt dabei den nächsten Schritt der Modernisierung dar – mit überlegener Schutzwirkung, verbesserter Feuerkraft und einer digitalen Vernetzung, die den Panzergrenadier noch enger in das Gesamtsystem Heer einbindet.

Neben der direkten Unterstützung von Kampfpanzern übernehmen Panzergrenadiere Aufgaben im Verzögerungsgefecht, in der Raumsicherung sowie in Stabilisierungseinsätzen. Besonders im ISAF-Einsatz in Afghanistan bewährte sich der Schützenpanzer Marder als robustes und zuverlässiges System, der bis heute als Unterstützungsfahrzeug fungiert. Vorallem bei Ausfällen durch den SPz Puma, wie in jüngster Vergangenheit.

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Aktuelle Bedeutung der Panzergrenadiertruppe

Im 21. Jahrhundert stehen die Panzergrenadiere vor neuen Herausforderungen. Mit der Einführung des Soldatensystems „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES) wurde ein Meilenstein in der Modernisierung gesetzt. Seit 2013 steigert das System die Überlebensfähigkeit, Führungsfähigkeit, Durchhaltefähigkeit und Einsatzwirksamkeit der Soldaten. Besonders das Panzergrenadierbataillon 112 in Regen gilt als Vorreiter, da es seit 2020 über die modernste Ausbaustufe verfügt. Das IdZ-ES besteht aus modernster Bekleidung, Schutz- und Trageausrüstung, Kommunikationsmitteln, Sensorik sowie Waffenanbindung und vernetzt den Panzergrenadier als Einzelschützen mit seiner Gruppe und dem Gefechtsverband.

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Die Panzergrenadiere beherrschen sowohl den Kampf aus dem Fahrzeug heraus als auch abgesessen. Das schnelle Auf- und Absitzen ist ihre zentrale Fähigkeit – ein entscheidender Vorteil in dynamischen Gefechtssituationen. (Bildquelle: Bundeswehr)

Das IdZ-ES verbessert nicht nur die individuelle Ausrüstung, sondern ermöglicht eine engere Vernetzung und Kommunikation im Gefecht. So wird der Panzergrenadier Teil eines umfassenden Systems, das ihn nahtlos in die digitale Gefechtsführung integriert.

Mit Blick auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen im europäischen Umfeld, insbesondere die Landes- und Bündnisverteidigung, kommt der Panzergrenadiertruppe eine Schlüsselrolle zu. Der Schützenpanzer Puma wird bis 2025 den Marder vollständig ablösen und die Kernfähigkeit des Heeres zur hochintensiven Gefechtsführung nachhaltig sichern.

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Der Schützenpanzer Puma ist das neue Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe und ersetzt schrittweise den Marder. Er ist das Rückgrat der Gefechtsfahrzeuge und entscheidend für die Einsatzfähigkeit der Truppe. (Bildquelle: Bundeswehr)

Der Einsatz der Panzergrenadiere in Litauen im Rahmen der NATO-eFP (NATO Enhanced Forward Presence) zeigt deutlich, wie unverzichtbar diese Truppe ist. Gerade angesichts hybrider Bedrohungen - von Desinformation bis unkonventionellen Angriffen - sind Panzergrenadiere das Rückgrat glaubwürdiger Abschreckung und ein sichtbares Zeichen von Bündnissolidarität und Wehrhaftigkeit.

Fazit

Der Panzergrenadier ist seit seiner Entstehung eine einzigartige Verbindung aus Panzerkraft und Infanterieflexibilität. Vom Sd.Kfz. 251 über den Marder bis hin zum Puma hat sich die Truppengattung stets weiterentwickelt. Mit modernen Systemen wie dem IdZ-ES bleibt die Panzergrenadiertruppe auch künftig das Rückgrat im Gefecht der verbundenen Waffen – bereit, aufgesessen wie abgesessen, den Kampf zu führen.

Die Panzergrenadiere der Bundeswehr stehen damit beispielhaft für Tradition, Anpassungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit gleichermaßen.

 

Titelbild: Bundeswehr

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