Praktisch & Taktisch

Rise of the Risers: Hoch, Höher - Absurd?

Sie sind in aller Munde: OPTIC RISER. Von manchen belächelt - von anderen als unumgängliche Lösung gesehen. Was bringen Sie wirklich?

Hoch hinaus – Riser und ihre Renaissance

In der Welt der Waffentechnik und taktischen Ausrüstung gibt es Trends, die kommen und gehen – und solche, die bleiben, weil sie sich im Ernstfall bewähren. Riser für Optikmontagen, wie etwa die GBRS Hydra Mount, gehören zweifellos zu - ja zu welcher Kategorie? Kaum ein Thema wird in einschlägigen Kreisen so leidenschaftlich diskutiert wie die Erhöhung von Visiereinheiten: Für die einen sind sie ein praktischer Quantensprung in Sachen Ergonomie und Einsatzrealität – für andere ein sinnbildlicher „Turmbau zu Babel“, der das Waffenprofil in absurde Höhen treibt.

Riser: Umstritten – aber nicht ohne Berechtigung

Die Kritik an hohen Optikmontagen ist nicht neu. Wer durch Instagram-Feeds scrollt oder sich auf dem Schießstand umhört, begegnet schnell Begriffen wie „Babel-Build“ oder „Skyline-Rigs“. Riser werden gerne als übertriebene Modeerscheinung abgetan. Doch diese Sichtweise greift zu kurz – denn High-Mounts erfüllen einen ganz konkreten funktionalen Zweck, der vor allem im einsatzorientierten Schießen immer relevanter wird.

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Nicht nur beim Schießen unter erschwerten Bedingungen sind Montagen wie die "Hydra" von besonderer Bedeutung. Bild: gbrsgroupgear.com

 

Historie: Riser sind keine neue Erfindung

Ein Blick zurück zeigt: Erhöhte Zieloptiken sind kein Kind der Moderne. Erst recht nicht der letzten Jahre. Plattformen wie der „Gordon’s Carbine“ - der Vorläufer des "Modern Fighting Rifle, quasi DAS ikonische M4 aus der Zeit der "Operation Gothic Serpent" - nahmen hohe Montagen von Optiken auf dem so genannten "Carry Handle" vorgweg. Warum? Um eine bessere Sichtlinie und Ergonomie unter damaligen Einsatzbedingungen zu erreichen. Was heute durch moderne Montagen wie die GBRS Hydra technisch optimiert und anders gelöst ist, hatte damals bereits seinen funktionalen Ursprung. Oder denke man mal an die Weltkriege: stationäre, tiefer versetzte Maschinengewehre mit erhöhten Optiken, die gerade so über den Graben "gelugt" haben. In den ersten Jahren des "Global War on Terror" ("GWOT" - Globaler Krieg gegen den Terror) fanden viele M16 mit Trijcon ACOG und einem Trijcon RMR "huckepack" oben drüber Ihren Weg in die Sandkästen dieser Welt. Die Idee der "versetzten Optik" ist also nicht jung.

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Den Jüngeren unter uns bekannt aus Filmen wie Black Hawk Down – den Älteren eher aus vergilbten Magazinen, alten Einsatzberichten oder staubigen Aufnahmen aus einer Zeit, in der „M4 mit Carry Handle“ noch Standard war. Quelle:  www.aesuppressors.com

 

Ergonomie: Die natürlichere Kopfhaltung entlastet den Schützen

Einer der größten Vorteile von Riser-Montagen ist die optimierte Kopfposition des Schützen. Klassische Low- oder Mid-Mounts zwingen den Nutzer dazu, den Kopf aktiv abzusenken, um einen sauberen Blick durch die Optik zu erhalten. Das kostet nicht nur Zeit, sondern belastet auch Nacken und Schultern – besonders in längeren Einsätzen oder Trainings.

Mit einem High-Riser wie der GBRS Hydra Mount bleibt der Kopf in aufrechter, natürlicher Position. Die Augenlinie trifft das Rotpunktvisier automatisch – ohne Neigung, ohne Stress. Das Ergebnis: schnelleres Zielen und weniger Ermüdung bei dynamischen Lagen. 

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Der einzige Nachteil von erhöhten Optiken: Durch den erhöhten Abstand zwischen Visierlinie und Laufseelenachse sind ggf. viel drastischere Haltepunkte notwendig. Hier müssen die Schützen mitdenken. Quelle: Yotube.com/Eotech

Der Nachteil: Durch eine erhöhte Montage wird das sogenannte "Offset", also der Abstand zwischen der Laufseelenachse und der Visierlinie ungleich größer. Bedeutet: Beim Schießen auf lange Distanzen muss sehr viel höher angehalten werden. Dies erfordert bei gleichzeitig geringerer (körperlicher) Ermüdung eine wesentlich erhöhte Aufmerksamkeit des Einzelschützen.

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Einsatzrealität: Nachtsicht, Atemschutz & Stress

In der Theorie mag vieles funktionieren – doch wie sieht's in der Realität aus? Nachtsichtgeräte, Schutzbrillen, Over-Ear-Kommunikation, Helme oder Atemschutzmasken verändern die gesamte Kopfhaltung und Sichtachse des Schützen. Eine klassische Optik-Montage kollidiert hier schnell mit Ausrüstung oder behindert das schnelle Erfassen des Ziels. Oder?

Riser lösen dieses Problem elegant und effektiv. Die erhöhte Optik ermöglicht einen immer gleichen Anschlag der Langwaffe  – ohne die Sichtlinie zu blockieren. Jedoch, und das muss immer wieder betont werden: Gute Schützen schiessen auch ohne Riser exzellent. Die Hydra-Mount selber macht dich nicht zu DJ Shipley. (Viel Training, viel Fitness, viel Schießen das schon eher.) Eine Hydra-Mount kann einen exzellenten Schützen wie DJ Shipley aber ENTLASTEN. Hier liegt der springende Punkt: Gerade in Szenarien mit niedriger Schussweite oder beim „Schuss mit Maske“ ist der Riser ein starkes Nice-to-Have. Denn gerade solche Szenarien gehen oft mit einem erhöhten Stresslevel einher.

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Erhöhungen für Visierungen gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen und Höhen. Einer der bekanntesten: Der Unity Riser. Quelle: T.REX ARMS

 

Von der Spitze übernommen: Riser bei Tier 1 Spezialkräften

Was im zivilen Markt oft belächelt wird, ist im professionellen Bereich mittlerweile Standard. Vom regulären "Police officer" bis zu Tier 1-Spezialkräften weltweit, darunter namhafte westliche SOF-Einheiten, setzen auf Mounts wie die GBRS Hydra, Unity FAST oder vergleichbare Lösungen. In extremen Situationen zählt nunmal jedes Prozent an Effizienz. Man denke nur an den Polizisten aus Tacoma, der es schaffte, innerhalb kürzester Zeit einen bewaffneten Gegner mit einem einzigen Schuss aus 183 Yards außer Gefecht zu setzen – und das trotz (oder gerade wegen?) einer so hohen Visiermontage. Die Quintessenz daraus: Entscheidend ist das Training – nicht die Ausrüstung.

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ZUZ des Zoll, Niederländisches Kommandos und GSG 9. Erhöhte Rotpunktoptiken sind mittlerweile Standardausrüstung bei professionellen Anwendern. Und dass nicht nur unter NVG und Maske. In den letzten Jahren finden Riser auch mehr und mehr Ihren Weg in die zivile Welt. 

 

Ein schnellerer Anschlag, eine klarere Sicht unter NVG, e all das kann im Einsatz den Unterschied machen. Und genau deshalb erfreuen sich Riser einer wachsenden Beliebtheit. Aus meiner Erfahrung sollte jeder, bevor er urteilt, zumindest mehrere Magazine mit einem Selbstlader und einem auf einem Riser montierten Rotpunktvisier schießen. Spätestens nach dem ersten Magazinwechsel kommt das erste „Aha-Erlebnis“, wenn man beim erneuten Anschlagen den Kopf nicht mehr tief zur Waffe senken muss, um durch das Rotpunktvisier zielen zu können.

Fazit: Riser - eine Notwendigkeit im Licht moderner Herausforderungen

Wer Riser-Montagen auf moderne "Instagram-Operator-Tools" reduziert, verkennt ihren Ursprung und Zweck. Sie sind Antworten auf konkrete Anforderungen, die durch moderne Ausrüstung, veränderte Einsatzumgebungen und taktische Realität entstehen. Ob als Sportschütze beim IPSC, als Jäger auf der Drückjagd, beim Training unter NVG, beim CQB mit Maske High-Mounts wie die GBRS Hydra liefern, was klassische Montagen nicht leisten können. Also: Kein Turmbau zu Babel. Ein smarter, durchdachter Schritt nach oben.