Jedem Polizisten seine Pistole, so lautet die eherne Regel in vielen Ländern dieser Welt – Großbritannien als wahrscheinlich bekanntestes Beispiel der grundsätzlich pistolenlosen Cops mal ausgenommen. Doch wer nun denkt, dass hiermit alles gesagt sei, der irrt. Es gibt eine ganze Menge eher, sagen wir mal: außergewöhnlicher Dienstwaffen - in Deutschland, aber auch im Ausland. Und die Sommermonate sind der ideale Zeitpunkt für einige unterhaltsame Blicke in die Waffenkammern dieser Welt. Los geht’s!

Regensburg, Bottrop und Co.: Jet Protector
Im Jahre 2018 gönnte sich die Stadt Regensburg den Jet Protector JPX2 des Schweizer Herstellers Piexon für ihr Ordnungsamt. Eigentlich eine gute Idee: Braucht ein Ordnungsamt eine „scharfe“ Waffe? Meistens wohl eher nicht, weshalb die Regensburger die Schärfe auf Pfeffer beschränkten. Trotz dieser Selbstbeschränkung und der Tatsache, dass das Gerät laut einem Medienbericht aus dem Jahr 2023 bis dahin noch nie eingesetzt wurde, reizte er einige Mitmenschen: „Bis heute kommt es in Regensburg vor, dass Passanten sich über die Bewaffnung des KOS beschweren – sie verwechseln des „Jet Protector“ mit einer echten Pistole.“, so Merkur.de. Der Jet Protector sieht aus wie eine „echte“ Pistole? Vielleicht sollte das Ordnungsamt diesen Menschen Optikerempfehlungen mit auf den Weg geben, das wäre gelebte Bürgernähe.
Auch der Kommunale Ordnungsdienst in Bottrop setzte auf die „Pfefferpistole“ von Piexon, ebenso die Städte Mainz und – seit diesem Jahr in der Version JPX4 – Hattersheim. Insbesondere in Hattersheim hält man nicht viel von „Sprüh-Döschen“ und entschied sich deshalb für die Vier-Schuß-Variante der Pfefferknarre. Das ist doch mal eine klare Ansage! Die Stadt Köln entschied sich gegen diese Ausrüstung. Nachdem es im Dezember 2017 noch hieß, der Jet Protector soll kommen, war das „martialisch anmutende Pistolen-Modell“ aufgrund eines regionalen Vorfalls mit Todesfolge im Mai schon wieder vom Tisch.
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Dresden: SSW und RAM
Gleich doppelt kreativ wurde man in Dresden. Hier gönnte man sich für die „Besondere Einsatzgruppe“ des Ordnungsamts offenbar zwei doch sehr exotische Dienstwaffen: die Walther P99 in der Schreckschuss-Ausführung sowie die P99 in der RAM-Variante. Ja, richtig, hier griff man zu SSW und RAM – mal etwas ganz anderes. Doch so neu ist das Ganze nun nicht mehr, die Infos stammen aus dem Jahr 2017. Und auf Facebook beantwortete der Leiter des Gemeindlichen Vollzugsdienstes Dresden vor anderthalb Jahren die Frage nach der aktuellen Ausrüstung mit Waffen nur vage: er zog sich im Video auf den Begriff „Reizstoffabschussgerät“ zurück, ein „Pfefferspray, das mit einem Gerät, einer Art Pistole, abgeschossen wird“. Aha. Also eine … Schreckschusswaffe? Oder ein Jet Protector? Oder etwas anderes? Das bleibt vorerst ein Dresdner Geheimnis. So oder so: eine wahrlich exotische Entscheidung, diese Ausrüstung.

Stuttgart: Ordnungsamt mit Pistole
Schon seit über 50 Jahren sind die Bediensteten des früheren „Feldschutzes“ und des heutigen Städtischen Vollzugsdienstes mit einer Dienstpistole ausgestattet. Das ist auf kommunaler Ebene eine Seltenheit. In Hessen bietet die Stadtpolizei Frankfurt noch ein ähnliches Bild, auch hier ist die klassische Dienstwaffe am Gürtel zu finden. Ansonsten dominieren Nicht-Schusswaffen wie Taser, Schlagstock und Pfefferspray in den Ordnungsämtern. Manche möchten die großen Geschwister ihrer kleineren Waffen einführen, scheitern aber mal am Bedarf, mal an den rechtlichen Grundlagen, welche ja auch Training mit einbeziehen. Manche zucken vielleicht auch zusammen, wenn der Bürger wieder mal das „martialische“ Erscheinungsbild erwähnt.

München: U-Bahn-Wache, auch mit Pistole
Wer in München U-Bahn fährt und der dortigen „Security“ begegnet, mag vielleicht erstaunt feststellen, dass diese Herrschaften ebenfalls eine „scharfe“ Pistole tragen. Aber das war bei ihrer Aufstellung 1989 eine eindeutige Forderung der Polizei, die, wenn ich mich recht erinnere, argumentativ in die Richtung ging, dass diese Kräfte sich und andere im äußersten Notfall schon adäquat verteidigen können müssen. Dies gelte insbesondere für die gemischten Streifen von U-Bahn-Wache und Polizei, damit man sich eben, im Falle eines Falles, wechselseitig maximal hilfreich und effektiv zur Seite stehen könne. Abschreckende Wirkung würden die Waffen zudem auch zeigen, ebenso seien sie Bestandteil des positiven subjektiven Sicherheitsgefühls der Bahnfahrenden. Spannendes Fazit aus 2009: „Ein Vergleich mit den U-Bahnsystemen in Hamburg und Berlin erbringt für München ein äußerst positives Ergebnis. Die diesbezüglichen Deliktzahlen liegen in München – verglichen mit Hamburg – beispielsweise bei nur der Hälfte.“ Das „Martialische“ finden die eher konservativen Bayern wohl gar nicht so übel. Wobei München ja eine klassische sozialdemokratische Hochburg und damit eine nicht-konservative Ausnahme ist, aber auf ihre Sicherheit lassen weder Münchner noch alle anderen Bayern gerne etwas kommen, so mein Eindruck.
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Malta: Fesseln statt Festhalten
Schaut man ins Ausland, so findet man noch viel skurrilere Ideen als Pfefferpistole und Schreckschusswaffe. Vor zwei Jahren gab es beispielsweise Berichte aus Malta über den „BolaWrap“, ein Gerät, welches ein Band um den Delinquenten schießen soll, damit dessen Beine gefesselt werden, was ihn am entsprechenden Fortkommen hindern soll. Die Beamten der Rapid Intervention Unit (RIU) genossen ein entsprechendes Training mit diesem Einsatzmittel. Danach konnte es ans flinke Fesseln gehen. Wozu also dem Flüchtenden hinterherrennen, wenn man ihn auch einfach von den Socken hauen kann? Eine Stadtpolizei griff direkt mal zu, nämlich die in Bozen. Behörden in den USA erwarben dieses Gerät ebenfalls, und auch das BKA widmete sich dem BolaWrap und erstellte einen Feststellungsbescheid. Falls jetzt jemand meint, den nächsten Taschendieb auf eigene Faust stoppen zu können, hier direkt mal das ernüchternde Ergebnis: Verbotene Waffe. Zumindest für Privatpersonen. Aber vielleicht entdeckt ja ein Ordnungsamt dieses Gerät für sich und sein Dorf?
Israel: Nase statt Augen
Demonstrierenden und Randalierern stinks bei manch Demo in Israel. Zumindest wenn die Behörden auf ein Einsatzmittel namens „Skunk“ zurückgreifen. Worum es dabei geht? Nun, der Name dürfte es schnell verraten haben: es ist eine Beimischung für Wasserwerfer, die olfaktorisch herausfordernd ist. Beschrieben wird die Duftwaffe als eine Mischung aus „Pferdescheiße und Abwasser“, was auch leicht erklärt, weshalb die Betroffenen vom Einsatz dieses Mittels nicht begeistert sind. Nass werden ist auf Demos ja das eine, aber stinken nochmal etwas ganz anderes. Während manche Polizeibehörden mit ihren Beimischungen traditionell auf die Tränendrüse drücken, widmet sich die israelische Armee den Nasen der Randalierenden, und das ganz ohne Faust oder Schlagstock. Und trotzdem mit durchschlagendem Erfolg.

China: Digital statt analog
Während Polizeiarbeit in Deutschland noch fest in Menschenhand ist, ist China schon einen Schritt weiter. Hier sprüht der Roboter das Tränengas, und mit einem Fangnetz ist er auch ausgestattet. Sein Name: Rotunbot. Klingt nur ein wenig nach Robocop, ist jedoch umso realer. China ist nun polizeilich auch nicht wirklich gut mit unseren Breitengraden zu vergleichen, doch die Frage stellt sich trotzdem: Sieht so unsere Zukunft aus? Oder bleibt es doch bei teilweise sehr interessant ausgerüsteten, aber weiterhin aus Fleisch und Blut bestehenden Polizistinnen und Polizisten?

Natürlich gibt es in der vielfältigen Welt der polizeilichen Einsatzmittel noch etliche weitere Ausrüstungsgegenstände, die mal mehr, mal weniger skurril anmuten, beispielsweise Schallwaffen, selbstverständlich alle möglichen Drohnenvarianten und auch Schusswaffen mit Gummigeschossen, beispielsweise für den Einsatz gegen große Gruppen von Randalierern. Hier drei interessante Literaturtipps für die weitere Recherche:
- OSZE: Guide on Law Enforcement Equipment
- CRS: Law Enforcement Use of Less-than-Lethal Weapons
- UNODC: Resource book on the use of force and firearms in law enforcement
Fest steht: Die Welt der Dienstwaffen ist und bleibt bunt. Der Trend zu "Less lethal" ist unverkennbar und wird auch nicht mehr verschwinden. Trotzdem bleibt die klassische "scharfe Schusswaffe" das Nonplusultra, wenn es richtig gefährlich wird. In manchen Städten hat man das erkannt, in anderen fürchtet man sich schon vor Pfefferspray. Somit zeigt sich: Es ist nie nur eine polizeiliche Entscheidung, welches Einsatzmittel wann und wo eingesetzt - oder überhaupt erst einmal angeschafft - wird.
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