Der Schalldämpfer Wyssen Defence SMR-C .223 im Langzeittest

Der Wyssen Defence SMR-C im Test: Beeindruckende Dämpfungsleistung, innovative Konstruktion und herausragende Robustheit.

Die Produktvielfalt auf dem Markt der Schalldämpfer für Selbstladebüchsen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Einige Produkte schaffen es dabei besonders hervorzustechen.

Wyssen Defence aus der Schweiz hat viel Erfahrung im Bau von Schalldämpfern und Selbstladebüchsen gesammelt und ein großes Produktportfolio auf den Markt gebracht.  Jürg Wyssen, der Inhaber, hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in Entwicklung und Fertigung für Schweizer Waffenhersteller. Ursprünglich beheimatet in der Seilbahn- und Lawinensprengtechnik hat das Familienunternehmen einen eigenen Unternehmenszweig mit Entwicklungs- und Fertigungsabteilung für die Rüstungsindustrie.

Das Unternehmen konnte Ausschreibungen der Schweizer Polizei und Armee für sich entscheiden und beliefert einige europäische Spezialeinheiten.

Wyssen SMR-C 223

Einer der eigens entwickelten Schalldämpfer von Wyssen Defence ist der SMR-C für .223 Remington. 

Gefertigt ist er aus Stahl und Inconel 718, einer korrosionsbeständigen Nickel-Chrom Legierung, die extremen Temperaturen standhält. Inconel konnte sich im Bereich der Schalldämpfer, die stärkerer Schussbelastung standhalten müssen, durchsetzen. Ursprünglich wurde das Material im Triebwerksbau und bei Brennkammern für Gasturbinen eingesetzt. Aufgrund seiner Temperaturbeständigkeit, die unter anderem daher rührt, dass sich beim Erhitzen eine dicke Oxidschicht auf der Oberfläche bildet, können Schalldämpfer bis rotglühend (ca. 700 Grad) geschossen werden.

Inconel als Material ist schwer, aber der SMR-C wiegt lediglich 340 Gramm und ist damit deutlich leichter als Konkurrenzprodukte. Das konnte durch eine besondere Konstruktion verwirklicht werden. Üblicherweise werden bei der Herstellung von Schalldämpfern in einen Außenkörper Blenden und Distanzringe eingesetzt, um Kammern zu bilden. Wyssen Defence entwickelte Blenden mit integrierten Distanzringen, die im Fertigungsprozess aufeinandergesetzt und durch Roboter verschweißt werden. Somit bilden die Distanzringe auch das Gehäuse. Dadurch kann ein größeres Innenraumvolumen bei gleichem Außendurchmesser erreicht werden. Das spart nicht nur Gewicht, sondern verbessert auch die Dämpfungsleistung.

Im Inneren legt Wyssen Defence Wert darauf alles symmetrisch auszuführen. So sind alle Entlastungsbohrungen in den Blenden immer beidseitig ausgeführt, um einen gleichmäßigen Gasfluss zu gewährleisten.

 

Technische Daten:

  • Kaliber: .223 Remington / 5,56 NATO
  • Länge: 151mm
  • Effektive Verlängerung der Waffe: 84mm
  • Durchmesser 39mm
  • Gewicht: 340g
  • Material: gehärteter rostfreier Stahl und Inconel 718
  • Dämpfungsleistung: ca. 24dB 1m neben der Mündung gemessen
  • Verfügbare Farben: Grau, Schwarz, Braun
3 B&T Rotex IIa MFD Seitenansicht
3 B&T Rotex IIa MFD Seitenansicht

Viele Hersteller entwickeln zu ihren Schalldämpfern eigene Mündungskomponenten und es gibt selten eine Kreuzkompabilität, was fast immer das Austauschen der Mündungskomponente notwendig macht. Wyssen Defence geht hier den Weg zwar auch eigens entwickelte Mündungskomponenten anzubieten, ermöglicht jedoch auch die Nutzung von bereits auf dem Markt verfügbaren Modellen.

Montiert wird der SMR-C auf der hauseigenen WD556MB Mündungsbremse oder Rotex IIa kompatiblen Mündungsaufsätzen der Firma B&T. Ebenso gibt es eine zu Surefire-Mündungskomponenten kompatible Version. Das finden wir besonders positiv. 

Edelstahl Konterring

Arretiert wird der Schalldämpfer über einen Konterring aus gehärtetem Stahl. Schnell und unkompliziert, deshalb auch die Bezeichnung SMR für Speed Mount Rifle. Ein Drehen des Schalldämpferkörpers ist nicht notwendig. So kann der Schalldämpfer immer gleich ausgerichtet werden und es kann eine gleichbleibende Treffpunktlage garantiert werden.

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Bei klassischen Schalldämpfen entsteht ein Gasrückstau im System, was zur Überfunktion führt. Zur Verwendung ist also ein verstellbarer Gasblock notwendig, um eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten und unnötigem Verschleiß vorzubeugen.

Wyssen Defence hat beim SMR-C diesen Effekt minimiert, der Dämpfer erhöht die Verschlussgeschwindigkeit lediglich um 11 Prozent (gemessen mit einem Stgw. 90). Dennoch empfehlen wir beim SMR-C die Verwendung eines verstellbaren Gasblocks. Der Gasrückstau in Richtung Schütze durch das Auswurfsfenster, wie auch im Bereich des Ladehebels (bei Waffen im AR-Stil) ist zum einen unangenehm für den Schützen und auch der Gesundheit nicht förderlich. Insbesondere beim Schießen auf geschlossenen Ständen lässt sich bei längeren Schussserien eine deutliche Gaswolke um die Waffe beobachten.

Ebenso verringert eine gute Abstimmung des Systems den Verschleiß der Waffe und beugt unnötiger Abnutzung vor.

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Wir verwendeten in unserem Test eine H&K MR223 11“ mit verstellbarem Gasblock mit 5 Positionen von Waffen Burk auf der SD1 Einstellung, mit dem das System funktionssicher aber dennoch deutlich angenehmer zu schießen war. Ebenso verwendeten wir im Langzeittest eine verstellbare Gasabnahme von POF auf unserer Windham Weaponry AR15 mit 11,5“ Lauf sowie eine Waffen Burk 5 Positionen Gasabnahme auf unserer Haenel CR223 mit 12,5“ Lauf.

Um bei verstellbaren Gasblöcken die Idealeinstellung zu finden, bietet es sich an zu Beginn die kleinstmögliche Einstellung zu wählen und den Gasfluss auf das geringstmögliche Maß zu reduzieren. Anschließend wird eine Patrone in das Magazin geladen und verschossen. Wird die Hülse nicht ausgeworfen und bleibt der Verschluss nicht im offenen Zustand arretiert wird die nächstgrößere Einstellung gewählt und der Vorgang wiederholt, bis die leere Hülse ausgeworfen wird und der Verschluss offenbleibt. Ist das gegeben sollte die Waffe locker gehalten, im Idealfall nicht geschultert, abgefeuert werden. Bleibt hierbei der Verschluss ebenso offen ist sichergestellt, dass die Waffe genug Gasreserven hat, um auch in modifizierten Anschlägen und/oder bei Verschmutzung sicher zu funktionieren.

Wer zusätzlich sicherheitshalber noch gern etwas Reserven hätte, beispielsweise um auch bei zunehmender Verschmutzung die sichere Funktion zu gewährleisten, wählt noch eine Einstellung darüber.

Wir schossen mit GGG 55 Grain FMJ auf 50m. Mit Schalldämpfer konnte keine Treffpunktverlagerung festgestellt werden. Das hängt jedoch nicht nur vom verwendeten Schalldämpfer, sondern dem kompletten System ab und ist individuell. Es empfiehlt sich immer Vergleichsgruppen mit und ohne Schalldämpfer zu schießen. Wir konnten bei der Verwendung des SMR-C mit allen Testwaffen kleinere Gruppen erreichen als ohne Schalldämpfer.

7 Schussbild mit Wyssen SMR-C 223Schussbild mit Wyssen.

8 Schussbild ohne Wyssen SMR-C 223Schussbild ohne Wyssen.

Für Schalldämpfer typisch veränderte sich der Rückstoß von einem kurzen, ruppigem zu einem weichen Impuls und verringerte insbesondere bei dynamischer Benutzung die Mündungsauslenkung merklich.

Mündungsfeuerdämpfer

Beim ersten Schuss ließ sich in geringem Ausmaß Mündungsfeuer vor dem Dämpfer beobachten. Das ist auf das Verbrennen des Sauerstoffs im Schalldämpfer zurückzuführen. Wyssen Defence hat mit einem integrierten Mündungsfeuerdämpfer auf der Abschlusskappe das Mündungsfeuer auf ein sehr geringes Maß reduzieren können. Ab dem zweiten Schuss ist dieses Phänomen nicht mehr zu beobachten. Eine geringere Dämpfungsleistung beim ersten Schuss gegenüber Folgeschüssen konnten wir mit bloßem Ohr nicht feststellen.

Für circa 100 Schuss hatten wir zu Beginn leichte Funkenbildung, welche auf kleine Grate im Innenleben des Dämpfers aus der Fertigung zurückzuführen ist. Dieses Phänomen kennen wir auch von Schalldämpfern mit Titan-Innenleben und gab sich nach der „Break-In“ Phase vollständig.

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Der SMR-C bedarf laut Hersteller keiner Reinigung, da aufgrund der Konstruktion bei Benutzung eine Selbstreinigung stattfindet. Beim Schuss wird das Innenleben des Dämpfers durch Gase und Pulverreste quasi gesandstrahlt.

Im Bereich des Verriegelungsmechanismus sollte jedoch gelegentlich gereinigt werden. Das gilt ebenso für die Mündungskomponente. Hier entsteht bei Benutzung erfahrungsgemäß die stärkste Verschmutzung und macht sich bemerkbar, indem der Schalldämpfer schwerer über die Mündungskomponente gleitet.

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Der Wyssen SMR-C begleitet uns nun seit zwei Jahren durch unser persönliches Training wie auch auf Kursen von Carbine-Basics über Behördenausbildung bis hin zum Schießen bei Low-Light-Verhältnissen und unter Nachtsichttechnik.

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Dabei wurde er nicht geschont. Regelmäßig heiß geschossen und pro Tag bis hin zu 500 Schuss belastet hält er was er verspricht und begeistert durch sein benutzerfreundliches Gewicht und hervorragende Robustheit.

Wir konnten nach ca. 5000 Schuss im Langzeittest feststellen, dass der Dämpfer ca. 30 Gramm mehr auf die Waage brachte. Das ist auf eingebrannte Ablagerungen zurückzuführen und auch bei anderen, konstruktiv ähnlichen Schalldämpfern zu beobachten.

Eine Änderung der Dämpfungsleistung konnten wir nicht feststellen.

Wyssen Defence gibt die Lebenserwartung mit ca. 10.000 Schuss an. Häufiges heiß-schießen kann dies verkürzen, da auch bei Inconel ein Ausglühen stattfinden kann.

Unser Fazit 

Nach zwei Jahren Langzeittest im Kursbetrieb überzeugt der SMR-C in erster Linie durch sein geringes Gewicht und seine kompakte Größe bei guter Dämpfleistung. Insbesondere an der Mündung macht sich Mehrgewicht stark bemerkbar und hier kann der SMR-C seine Stärken ausspielen und macht die Verwendung benutzerfreundlich. Trotz starker Beanspruchung hält der Schalldämpfer, was er verspricht und punktet mit Robustheit.

Auch beim Schießen mit Nachtsichtgeräten zeigt sich, dass er seinen Einsatzzweck vollkommen erfüllt.

Preislich liegt der Wyssen Defence SMR-C gleichauf mit anderen Inconel Dämpfern im gehobenen Preissegment um 830€ in Deutschland.

Für Behörden ist eine Dauerfeuer-zugelassene Version (SMR-C 556) verfügbar.

Ebenso gibt es eine längere Version (SMR 223) mit größerem Innenraumvolumen sowie Optionen für Kaliber .30 (SMR .308 und SMR-C .308).

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Text und Langzeittest: Alexander Roßmanith, Oliver Falk (HunTac GmbH & Co. KG)

Fotos: Ferdinand Elfert (Foxtrot Echo Media, LOWREADY MAGAZINE)