Vogel Dynamics Glock Pistol Sights

Warum Vogel Dynamics die vielleicht besten Iron Sights der Welt produziert, wie sie installiert werden und warum unser Autor Alex damit so ziemlich jeden Kurzwaffendrill dominiert....

Die Weltmeister-Visierung für dynamisches Schießen

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Vogel Dynamics – eine kleine hierzulande kaum bekannte Firma aus den USA. Gegründet vor einigen Jahren von einem der Top-Schützen der vereinigten Staaten von Amerika, Robert „Bob“ Vogel.

Robert Vogel ist einigen IPSC-Schützen hierzulande sicher bekannt, so machte Vogel in der Production Class den ersten Platz bei der IPSC Weltmeisterschaft 2011 in Griechenland, wurde IPDA Weltmeister in der Stock-Pistol Division und gewann zahlreiche nationale Meisterschaften in den USA und ist damit der einzige Polizist, der bisher solch gewaltige Erfolge erzielen konnte.

Er ist aktuell in vier Disziplinen Grand Master der USPSA. Schon in jungen Jahren begeisterte Robert sich für Schusswaffen, die Jagd und sportliche Wettkämpfe. Er begann mit 15 Jahren ernsthaft zu trainieren. Mit 19 schoss er seine ersten Wettkämpfe, gewann mit 20 seine erste Landesmeisterschaft und wurde mit 29 IPSC Weltmeister.

Beruflich ging Robert nach der High-School für zwei Jahre zur Polizeischule und arbeitete danach mehr als acht Jahre als Polizist in Vollzeit. Anschließend blieb er als Auxiliary/Reserve Officer bei der Polizei. Ebenso war er Mitglied des SWAT-Teams und arbeitete als Schießausbilder sowohl für das SWAT als auch das restliche Department. Seine langjährige Erfahrung durch jagdliches- und sportliches Schießen, die Teilnahme an unzähligen Wettkämpfen und seine berufliche Tätigkeit als Polizist und Schießausbilder machen ihn nicht nur zu einem erstklassigen Schützen, sondern ließen ihn auch seine eigene Visierung entwerfen und vertreiben - die Geburtsstunde von Vogel Dynamics.

Mittlerweile betreibt Robert Vogel Dynamics in Vollzeit und unterrichtet eine Vielzahl an Schülern auf der ganzen Welt.

Auf der Suche nach der für uns perfekten offenen Visierung stolperten wir über die Vogel Dynamics Glock Sights. Vogel Dynamics bietet eine Standard-Version für Glocks ohne MOS-System, eine niedrige, non-cowitness MOS kompatible Version, sowie eine co-witness MOS Version an. Ebenso gibt es eine Standard-Variante für alle Smith & Wesson M&P Modelle.

Die für uns interessanteste Variante ist die MOS kompatible niedrige Ausführung.

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Auch für die Glock 19 ohne MOS fiel die Wahl auf die MOS kompatible Version, da die Standard-Kimme auf der dem Schützen abgewandten Seite angeschrägt ist. Dieses Designfeature mag optisch dem ein oder anderen vielleicht besser gefallen, da wir aber auch einhändig in der Lage sein möchten Störungen zu beseitigen, bevorzugen wir eine Kante, idealerweise im 90-Grad-Winkel, um die Kimme beispielsweise am Holster einhängen und so die Waffe repetieren zu können.

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Ein Punkt, der im sportlichen Bereich sicherlich keine Anwendung findet, beispielsweise im behördlichen Bereich dafür aber berücksichtigt werden sollte.

Der Lieferumfang kommt spartanisch daher. 

Im Zip-Lock-Beutel findet sich ein Papier mit dem Namen der Visierung sowie den Maßen. Darin befindet sich das, worum es eigentlich geht. Die Kimme sowie der rote Fiberoptikstab und separat verpackt das Korn.

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Das Korn kommt ohne eingesetzte Fiberoptik. Das hat den Vorteil, dass der Schütze beim Einsetzen nach seinen individuellen Vorlieben die Größe des Punktes variieren kann.

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Persönlich würden wir uns allerdings wünschen, dass das wie zum Beispiel bei Dawson Precision bereits werksseitig erledigt worden wäre und dennoch Ersatz mitgeliefert würde. Ebenso wäre insbesondere für uns Europäer ein zölliger Allen Key für die Sicherungsschrauben der Kimme im Lieferumfang wünschenswert. Ebenso ein kleiner Kritikpunkt aber auf hohem Niveau, es wird nur ein roter Fiberoptikeinsatz mitgeliefert. Dawson legt hier auch noch zusätzlich einen grünen Stab bei. Nebst persönlicher Präferenz ist grün insbesondere für Back-Up Visierungen bei der Verwendung mit Rotpunktvisieren geeignet. Unter Stress und in schwierigen Schießpositionen wird damit vorgebeugt versehentlich die Fiberoptik im Korn mit dem Leuchtpunkt der Primärvisierung zu verwechseln.

Kommen wir zu den harten Fakten und beginnen mit den Maßen.

Korn:

 MetrischZöllig
Höhe5,58mm.220
Breite2,97mm.117
Länge12,00mm.472
Fieberoptik Durchmesser1,02mm.040
Länge offenliegende Fieberoptik6,50mm.256

Kimme:

 MetrischZöllig
Höhe6,35mm.250
Breite17,78mm.700
Länge9,65mm.380
Tiefe des Tunnels3.30mm.130
Breite des Tunnels3,81mm.150

Vogel lässt die Sights von Odom Metal Works aus Missouri fertigen. Für die Visierung wurde der härteste Stahl gewählt, den Odom anbietet. Kimme und Korn sind Titannitrid beschichtet, was die Visierung langlebig und kratzerunempfindlich macht. Außerdem verleiht die TiN Beschichtung der Visierung eine ansprechende, hochwertige Erscheinung. Die Fertigungsqualität ist sehr gut, die Beschichtung makellos.

Für die Montage der Kimme empfehlen wir ein professionelles Sight Pusher Tool.

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Ich persönlich vertraue seit Jahren auf MGW, da es auch kompatibel zu hohen Schalldämpfervisierungen ist. Beim Korn kommt ein Glock-Kornschlüssel zum Einsatz. Beim Einsetzen der Kimme fällt auf, dass die Visierung präzise gefertigt und der Sitz daher sehr gut ist. Die Beschichtung des Schlittens wird beim Einpressen nicht abgetragen, wie es leider gelegentlich bei Visierungen anderer Hersteller der Fall ist. 

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Vogel Dynamics hat hier nicht eine Schraube mittig in den Tunnel gesetzt, sondern setzt auf zwei Madenschrauben links und rechts.Wir empfehlen sowohl diese beiden Madenschrauben als auch die Kornschraube mit mittelfestem Loctite zu sichern.

Trotz der guten Passform ging Vogel den Weg zusätzlich über Madenschrauben die Kimme gegen Verrutschen zu sichern. Das gefällt uns sehr gut. Beispielsweise bei Trijicon vermissen wir das und mussten unsere Kimmen nachträglich selbst modifizieren.

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1 Kimme schräg hinten.jpg
 

Die dem Schützen zugewandte Seite auf Kimme und Korn ist mit Rillen versehen, um Reflexionen vorzubeugen.

Was macht die Sights von Vogel Dynamics nun so besonders? Beginnen wir einem kurzen Abriss über die verschiedenen Nutzungsbereiche.

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Bei der sportlichen Nutzung variiert das Anforderungsprofil extrem, je nach Disziplin. Wir konzentrieren uns auf dynamische Disziplinen, wie IPSC, in denen besonders eine schnelle Aufnahme der Visierung, leichtes Verfolgen im Schuss und ein wieder zurück auf den Haltepunkt legen sowie Präzision auch auf größere Entfernungen um 25m die größten Rollen spielen.

Im jagdlichen Bereich spielt ebenso die schnelle und einfach Aufnahme der Visierung die Hauptrolle, nebst guter Sichtbarkeit auch unter schlechten Lichtverhältnissen. Beispielsweise Wildunfälle, bei denen Fangschüsse nötig werden können, finden meist in der Dämmerung oder Nacht statt.

Behörden benötigen eine Visierung, die möglichst alles abdeckt. Sprich eine schnelle Aufnahme der Visierung, die auch aus improvisierten Anschlägen gut funktionieren muss, gute Sichtbarkeit beim Nachzielen aber auch eine gute Sichtbarkeit unter schlechten Sichtverhältnissen sowie die Möglichkeit möglichst präzise Schüsse anbringen zu können – und das alles unter maximalem Hochstress.

Ist das Korn sehr breit lässt es sich gut auffassen und im Schuss gut verfolgen, präzise Schüsse auf weitere Distanz werden aber schwieriger, da es mehr vom Ziel abdeckt. Aim small, miss small. Ein feines Korn macht präzise Schüsse einfacher, ist aber schwerer zu verfolgen und benötigt bei großem Lichtspalt in der Kimme mehr Aufmerksamkeit beim Ausrichten im Zielvorgang. Weiße Punkte, Fiberoptik oder Tritium sind eine große Hilfe, haben aber je nach Lichtverhältnissen ihre Stärken und Schwächen. 

Kurzgefasst sind wir in jedem Bereich, wie so oft, auf der Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau. Die Vogel Dynamics Sights sind für uns sehr nah dran. Das Korn ist fein und ermöglicht präzise Schüsse auch jenseits der 20m, ist jedoch nicht zu schmal, schnell aufzunehmen und einfach nachzuverfolgen. Der Fiberoptikeinsatz mit ca. 1mm Durchmesser hilft enorm und fühlt sich ähnlich an wie ein Rotpunktvisier.

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Die Fiberoptik lässt sich im peripheren Sichtfeld beim ins Ziel Stoßen der Waffe sehr gut aufnehmen und erleichtert den Fokuswechsel. Die Kimme sticht im Vergleich zur Konkurrenz besonders hervor. Sie ist sehr tief ausgeschnitten und bietet daher extrem viel Raum zum Arbeiten ohne dabei das Korn verloren gehen zu lassen. Der Lichtspalt im Zusammenspiel von Kimme und Korn ist ausreichend groß, um schnelle Schüsse auf nahe Distanz sicher anbringen zu können, hindert aber auch nicht daran die Visierung exakt auszurichten, um mit dem Fokus auf Präzision zu arbeiten.

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Beim Design hatte Robert Vogel insbesondere den sportlichen Anwendungsbereich im Auge aber die Visierung ist nicht nur dafür bestens geeignet. Nebst der Nutzung beim IPSC begleiten uns die Sights auch im Kursbetrieb und auf der Jagd. Dabei gibt es einen einzigen Negativpunkt, der aber generell für komplett schwarze und Fiberoptikvisierungen gilt. In schlechten Lichtverhältnissen ist man früher auf die Zuhilfenahme von Weißlicht angewiesen. Da dieser Bereich, in der beispielsweise die originale Glock Visierung noch sichtbar ist, Fiberoptikvisierungen aber nicht mehr, ist das für uns akzeptabel.

So zeigt sich auch bei verschiedenen Drills wie gut das Konzept der Visierung funktioniert.

Vom VTAC 1-5, Triple T, Delta Drill bis zum Half and Half Drill performen die Sights von der absoluten Nahdistanz bis 20m und lassen keine Wünsche offen.

Die Ergebnisse sprechen für sich. Unsere Zeiten und Schussbilder sind mit den Vogel Sights vergleichbar auf einem Niveau mit Ergebnissen mit Rotpunkt (ACRO P-2 und Trijicon RMR). In ihrer Parade-Disziplin IPSC glänzen die Sights besonders. Sie lassen sich intuitiv aufnehmen und schießen und schaffen so Raum sich auf den Weg durch die Stage zu konzentrieren.

In seinem Paper zur Visierung schreibt Robert er bevorzugt eher die Tendenz zu Hochschüssen als zu Tiefschüssen, da bei Wettkämpfen Penalty-Targets meist unter den Zielen zu finden sind, und hatte bei der Entwicklung der Visierung das im Hinterkopf. Das dieses Konzept aufgeht konnten wir bestätigen. Wir hatten unter schlechteren Treffern keine Tiefschüsse und eine Seitenabweichung ließ sich stets auf den Abzugsfinger zurückführen.

Robert Vogel gibt die Visierung mit Haltepunkt als Combat Hold für alle Glocks passend an, sprich der Punkt im Korn wird voll überlappend auf das Ziel gelegt für Haltepunkt gleich Treffpunkt. Das konnten wir mit einer Glock 17 und Glock 19 auf 20 und 25 Meter bestätigen.

Beim Dot Drill zeigt sich, dass die Visierung etwas höher ist als die Standard-Glock-Visierung. So liegt der Haltepunkt hier nicht exakt mittig, sondern im oberen Drittel des Dots.

Direkt verglichen mit der Standard Glock Visierung lassen sich leichter kleinere Gruppen realisieren und das Feedback der Sights ist deutlicher, sprich reißt man am Abzug ist der Fehler ähnlich gut sichtbar wie mit einem Rotpunktvisier. Im Vergleich mit anderen Fiberoptikvisierungen wie beispielsweise Dawson Precision gefällt der großzügig dimensionierte Tunnel der Kimme und das etwas breitere Korn der Vogel Sights bei gleichbleibender Präzision. Es lässt sich mit ihnen schneller und komfortabler einhändig wie auch aus modifizierten Anschlägen heraus schießen, ohne an Präzision einzubüßen.

Fazit:

Für den ambitionierten IPSC Schützen mit Glock oder M&P sind die Vogel Dynamics Glock Sights eine absolute Empfehlung. Unserer Meinung nach eignet sich die Visierung auch über den sportlichen Bereich hinaus und begeistert. Im harten, taktischen Gebrauch zeigten sich keine Schwächen.

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Konstruktion und Design bieten alles, was man von Kimme und Korn erwartet, einzig in der Dämmerung unter bestimmten Lichtverhältnissen gibt es kleine Einschränkungen. Die Ausgewogenheit in Präzision und Geschwindigkeit trifft den Nukleus des dynamischen Schießens auf den Punkt. Chapeau an Robert Vogel. Zu haben sind die Sights in Europa aktuell noch nicht, in den USA gibt es sie für umgerechnet faire 75€ und relativieren damit die kleinen Kritikpunkte der nicht vorinstallierten Fiberoptik, die nur in Rot daherkommt und das Fehlen eines Allen Keys.

Test, Text und Bilder: Alexander Roßmanith

 

Vogel Dynamics im Internet: https://vogeldynamics.com

Robert Vogel auf YouTube: https://www.youtube.com/@RobertVogelShooter

Robert Vogel auf Instagram: https://www.instagram.com/robert.g.vogel/?hl=de