Bei Reddot's ist es wie mit Abiturienten und Integralrechnungen: Entweder sie können es oder nicht.
Und in der Vergangenheit hatten wir oft Produkte in den Händen, insbesondere Optiken, die nicht das halten konnten, was sie versprachen. Unabhängig der Preisklasse. Entsprechend skeptisch waren Adrian und Chris. Doch beide wurden nicht enttäuscht. Zu Anfang die wichtigsten Daten:
Gehäusematerial: | 6061 Aluminium | Emitter: | Offen |
NV-tauglich: | Ja | Batterielaufzeit: | Bis zu 35.000h (~4 Jahre) |
Vergrösserung: | 1x * | Wasserdicht: | Bis 10 Meter |
Absehen: | 3 MOA Dot | Schussfest bis: | 1000G (~.375 H&H, Werksangabe) |
Verstellung: | 0,3 MRAD | Batterie | 1x CR2032 |
Footprint: | RMR | Stufen: | 6x Tag / 5x Nacht |
*Das Glas wirkt leicht vergößernd, dazu später mehr.
"Nicht noch ein MRDS." Das war definitiv NICHT mein erster Gedanke, als das Falke C im Briefkasten lag. Dieser Wachstumsmarkt bringt in den letzten Jahren mehr und mehr Neuerungen, die wir spannend finden. Geschuldet ist das den Entwicklungen der letzten Jahre auf dem US-amerikanischen Markt. Die Zeiten, auf denen Rotpunktvisiere auf Kurzwaffen nur im High-Speed-IPSC/USPSA-Bereich vertreten waren, sind vorbei. [Mehr dazu hier, wo wir uns mit aktuellen Trends bei Dienst(kurz)waffen befassten.] RMR und Co. haben es in die breite Masse geschafft. Ja, man könnte sogar sagen: Sie haben Kimme und Korn als Goldstandard abgeschafft. Wer 2025 beim Thema Kurzwaffe nochmal bei 0 beginnen sollte, der sollte direkt beim Reddot einsteigen. Warum? Weil die Lernkurve um ein vielfaches steiler verläuft. Doch eignet sich dazu das Falke C? Wir sagen: Ja. Für den Einsteiger ist es vielleicht sogar eines der besten Micro-Reddots.
Verpackung und erste Eindrücke
Die Falke C wird in einer schwarzen, kompakten Kunststoffbox geliefert, die innen mit passgenauem Schaumstoff ausgekleidet ist. Damit hat uns Falke wirklich überrascht, denn selbst bei anderen renommierten Herstellern ist das nicht selbstverständlich. Natürlich ist es nicht immer zwingend erforderlich, aber jeder möchte doch einmal wie "John Wick" etwas aus einem Koffer mir maßgeschneiderten Schaumstoff entnehmen. In diesem Punkt hat Falke definitiv überzeugt. Die Verpackung ist sorgfältig und durchdacht, die Materialien wirken trotz des attraktiven Preises absolut hochwertig. Im Lieferumfang sind Adapterplatten, Montageschrauben sowie Werkzeuge für die Montage und die Klickverstellung enthalten. Insbesondere die gefrästen Adapterplatten gefielen auf Anhieb. Das Rotpunkt wirkt ausgesprochen robust, das Design gefällt uns wirklich sehr. Das Batteriefach könnte noch eine Spur flacher sein, um beispielsweise bei Kurzwaffen auf "Suppressor Height Sights" verzichten zu können. Die matt-schwarze Beschichtung und die wirklich hochqualitativen +/- Tasten runden das Paket sauber ab.
Bild oben: Das Falke C auf der Flinte. Grosse Buttons, feste Montage, robustes Design: Merkmale die uns überzeugen. Insbesondere die Verstellung der Leuchtpunktintensität funktioniert tadellos.
Preis und Leistung des Pakets
Natürlich. Der vergleichsweise niedrige Preis muss irgendwo herkommen. Das Falke C ist nicht wasserdicht bis 20 Meter wie ein Trijicon RMR. Wir haben keine 50.000h Batterielaufzeit wie ein Aimpoint ACRO. Aber in der Preiskategorie in der wir uns bewegen (rund 350,00€) rangiert das Falke C ganz weit oben mit. Für den Preis, den man bezahlt, bekommt man wirklich "viel Rotpunkt". Während bei anderen Herstellern die Adapterplatten oft separat hinzugekauft werden müssen, liefert Falke diese gleich mit - und das aus dem gleichen Material wie das Reddot selbst, was heutzutage längst nicht mehr selbstverständlich ist.
Bild oben: Der Lieferumfang des Falke C. Deutlich zu erkennen die Unterseite der gefrästen Adapterplatte, die Ihre Herkunft aus der Fertigung nicht verschleiert. Bei dem Preis aber verkraftbar.
Die Batterielaufzeit des Falke C liegt bei etwa 35.000 Stunden, was es im Vergleich zum Sig Sauer Romeo Zero (20.000 Stunden) und dem Acro (bis zu 50.000 Stunden) in der Mitte positioniert. Hier setzt Falke einen positiven Akzent. Warum? Nun, eine der Eigenschaften, die uns an dem Falke C nicht so gut gefällt, ist, dass es sich um einen sogenannten "Top-Loader" handelt - ähnlich wie das RMR. Das bedeutet, die Batterie befindet sich unter dem Rotpunkt. Ist die Batterie einmal leer, muss das Reddot nach dem Batteriewechsel neu eingeschossen werden, da die Demontage nötig ist. Mit einer langen Batterielaufzeit ist dies jedoch weniger häufig erforderlich. Die Verarbeitung des Reddots gefiel uns sehr. Die Tatsache, dass wir eine doppelte Einfassung der Reflexscheibe haben, zeigt: Hier wurde mitgedacht. Denn auf Kurzwaffen muss das Reddot auch mal eine härtere Gangart durchhalten. Beim einhändigen Schiessen wird das Reddot gerne als Hilfsmittel genutzt. So kann bei einhändigen Störungsbeseitigungen kann das "RACK" nach dem "TAP" gerne durch Drücken des Reddots an eine harte Kante und danach dem Durchladen mittels Drücken des Griffstücks gegen die Kante durchgeführt werden. Die Visierscheibe, tendenziell ein eher fragiles Teil, wird hier doppelt geschützt. das gefällt uns sehr.
Mit Leidenschaft für Feuerwaffen und dem passenden Expertenwissen, bieten wir alles, was du brauchst. Egal, ob du eine Waffe instand halten, reparieren oder aufrüsten willst.
Das Falke C in der Praxis.
In der Praxis haben sich 4 Punkte herauskristallisiert, die wir ansprechen wollen: Das Glas, der Dot, die Verstellung und die "Toughness", also die allgemeine Robustheit der Optik.
Zuerst begannen wir also damit, was jedes Rotpunkt als erstes leisten muss: Das Einschiessen. Dies lief taddelos. Die Klickverstellung rastet sauber, vielleicht einen Tick zu leise und zu weich. Hier würden wir uns eine härtere Klickverstellung wünschen. Die Verstellung mit 0,3 MRAD passt ins Konzept.
Bild oben: Ganz deutlich ist die robuste Bauweise zu sehen. Es handelt sich beim Falke C definitiv um ein Reddot, welches für "toughe" Einsätze konzipiert wurde.
Das einzige Manko.
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Der einzige Wermutstropfen aus unserer Sicht ist der Dot. Dieser wirkt nicht ganz so scharf, wie wir es vom FALKE LE gewohnt sind. Beim FALKE LE hatten wir wirklich scharfe, gut definierte Dots, die eine präzise Zielerfassung auf kurze wie auch mittlere Distanzen ermöglichten. Beim Falke C fällt der Dot hingegen etwas unschärfer aus. Für uns ist das jedoch mehr als entschuldbar, da dieses Mikro-Rotpunkt in der Praxis voraussichtlich eh überwiegend auf kurzen Distanzen eingesetzt werden wird. Auch ein Einsatz auf der Kurzwaffe liegt aufgrund des RMR-Footprints nahe, auch hier wäre ein etwas unschärferer Dot verkraftbar. Möglicherweise hatten wir auch einfach nur ein "Montagsmodell". Ein weiterer Punkt, der uns aufgefallen ist: Das Red-Dot scheint die anvisierte "Fläche" minimal zu vergrößern. Dieses Phänomen ist nicht ungewöhnlich und betrifft auch einige High-End-Hersteller. Die anvisierte Zielfläche wirkt dadurch leicht vergrößert, was verwirrend für Auge und Gehirn sein kann. Nichts dramatisches und man gewöhnt sich schnell daran, aber es sollte erwähnt werden. Nichtsdestotrotz sprechen wir hier immer noch von einem Gebrauchs-Reddot für weit unter 400€ Listenpreis. Das ist Meckern auf einem sehr hohen Niveau. Was klar heraussticht: Das "C" wirkt so, als könnte man damit Scheiben einwerfen. Schon beim ersten Auspacken waren wir über die schiere Robustheit erstaunt. Auch in härteren Falltests, angesprochenen Tap-Racks und anderen Misshandlungen schlug sich das C hervorragend!
Jetzt kommt mal bitte zum Punkt: Bekommt das Falke C eine Empfehlung?
Ob sich das Falke C unter extremen, behördlichen Einsatzbedingungen bewähren kann, muss noch abgewartet werden – die Zukunft wird zeigen, wie es sich dort schlägt. Die Konkurrenz in diesem Bereich ist enorm, und die etablierten Platzhirsche sind dort schon seit Jahren fest verankert - und das (aus unserer Sicht) aus gutem Grund. Jedoch: für Sportschützen und Jäger stellt das Falke C eine durchaus attraktive Alternative dar. Nicht jeder robbt täglich durch den Schlamm und nicht jeder springt mit seinen Waffen aus Flugzeugen. Das Falke C bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und reißt keinen "Grand Canyon" in den Geldbeutel. Besonders als Backup-Visierung für die Büchse mit ZF oder für Einsteiger in die Welt der Mikro-Rotpunktvisiere ist das Falke C eine ausgezeichnete Wahl. Solide Leistung und ein mehr als erschwinglicher Preis machen es zu einer lohnenswerten Option. Vergleichbare Alternativen liegen trotz der kleinen Größe oftmals schon jenseits der 600€. Besonders möchten wir nochmal das Design des Rotpunkts hervorheben. Und wir alle wissen: Das Auge schiesst bekanntlich mit.
Mehr Infos zu Falke findet ihr auf der offiziellen Webseite: Offizielle Falke Website