Train with purpose. Teach with intent!

Viel zu häufig bemerkt man in der Schießausbildung, dass sich der Ausbilder keine Gedanken zum Tagesziel oder der Zielrichtung der Übung gemacht hat. Aber wie kann man es besser ...

„So… und jetzt schießt ihr … ähm … 3-mal auf den roten Kreis und 5-mal auf den gelben. Und konzentriert euch dabei – wehe einer schießt vorbei!”

Spätestens nach dieser Aussage war mir klar, dass das Training gerade reine Munitionsverschwendung sein wird, wenn ich nicht anfange eigenverantwortlich an meinen Schwächen zu arbeiten…

Viel zu häufig bemerkt man in behördlicher aber teilweise auch in privater Schießausbildung, dass sich der Ausbilder - auch wenn er selbst vielleicht ein sehr guter Schütze ist - keine Gedanken zum Tagesziel oder der Zielrichtung der Übung gemacht hat. Oftmals wurde das Training nicht einmal wirklich geplant, sondern auf dem Weg zum Schießstand aus dem Ärmel geschüttelt. Frei nach dem Motto: „Hauptsache Blei in die Heide“. 

Dabei sollte jedem Ausbilder klar sein, dass die ziellose Wiederholung von Abläufen kaum Leistungssteigerung herbeiführen wird. Schließlich geht auch niemand ins Fitness-Studio, macht planlos eine beliebige Anzahl Kniebeugen (maximal so viele, dass es auch nicht weh tut) und erwartet dann damit einen neuen 1RM Rekord aufzustellen. In der Schießausbildung jedoch scheint genau das in einigen Einheiten die Herangehensweise zu sein. Und wenn doch ein Plan erstellt wird, erlebe ich häufig, dass dieser anhand einer Übung gestrickt wird, die z.B. auf Instagram entdeckt wurde, deren eigentliche Grundidee jedoch nicht zum Trainingsziel passt. Insgesamt fehlt es nach meiner Erfahrung also häufig an dezidierter Planung, Struktur und Vorbereitung in der Schießausbildung. 

So jetzt schießt ihr einfach 3mal in den roten Kreis und 5mal in den gelben. Und konzentriert euch! Spätestens nach dieser Aussage war mir klar, dass das Training gerade reine Munitionsverschwendung sein wird, wenn ich nicht anfange eigenverantwortlich an meinen Schwächen zu arbeiten…

- Bert

Dabei sind wir es als Ausbilder den Trainingsteilnehmern schuldig einen strukturierten und gut durchdachten Trainingsplan zu erstellen - schließlich ist es unsere Aufgabe sie zu besseren Anwendern zu machen.

Dazu wäre es optimal die Trainingseinheiten periodisiert zu betrachten. Das bedeutet, ich sollte mir Gedanken machen, mit welchen Themen in welcher Reihenfolge ich einen bestimmten Zeitraum (z.B. Ein Jahr, ein Quartal oder auch einen Lehrgang) füllen möchte, wie diese Themen aufeinander aufbauen, sich wiederholen und in die jeweiligen Einsatzaufgaben einbinden. Idealerweise hinterlege ich diese Periodisierung noch mit Trainingszielen, die ich dann sogar mittels Leistungsstandüberprüfungen z.B. nach einem Themenkomplex kontrollieren und so die Leistungsentwicklung meiner Teilnehmer dokumentieren kann. Schon wird aus „Blei in die Heide“ das gezielte Arbeiten auf ein Ziel hin und für alle wird ein roter Faden erkennbar.

Dazu möchte ich euch einige beispielhafte Leitfragen für die Strukturierung von einzelnen Trainingseinheiten an die Hand geben, anhand derer ich meine Trainings plane:

  1. Was ist das Lernziel für das heutige Training (innerhalb meiner Periodisierung)?
  2. Welche Abläufe oder Tätigkeiten müssen die Schützen dazu ausführen können?
  3. Wie kann ich Übungen gestalten, die genau diese Abläufe verbessern?

Hangelt man sich an diesen Fragen entlang, wird das Training - auch für die Teilnehmer - merklich hochwertiger, ertragreicher und nicht zuletzt motivierender ausfallen. 

Ein Beispiel: Eine fiktive Gruppe Waffenträger führt ihre Waffen im beruflichen Kontext Open Carry. Ein durchschnittliches Selbstverteidigungsszenario beinhaltet multiple Schussabgaben im Nahbereich aus dem Holster. 

Um genau dieses Thema zu verbessern, nehme ich mir als zuständiger Schießausbilder z.B. sechs Monate in meiner Jahresplanung. Nach Einschätzung der mir bekannten Trainingsteilnehmer und Einsatzanforderungen lege ich als Halbjahresziel daher fest, dass meine Teilnehmer in der Lage sein sollen, einen Bill Drill* in durchschnittlich unter 3s zu schießen (=Leistungsstandfeststellung). So beginne ich auch meine Periodisierung damit, den Ist-Stand zu erheben. 

Hier stelle ich z.B. fest, dass die Treffergruppen gut sind (A-Zone wird weitestgehend gehalten), der erste Schuss jedoch erst nach über 2 Sekunden bricht und die Splits in der Folge mit 0.4s zu langsam sind um die Zeitvorgabe zu erfüllen. 
Zielrichtung meiner Ausbildung wird es also sein, den schnellen ersten Schuss aus dem Holster wiederholbar in den Bereich 1.4-1.6 zu bringen und die Splits in den Bereich 0.2-0.3s. 

In meiner Periodisierung isoliere ich dann z.B. im ersten Quartal die Presentation / den perfekten ersten Schuss, im zweiten Quartal die Arbeit in Schussserien. Dabei sollten sich in den Bereichen aber auch Teilelemente des jeweils anderen Themenbereichs wiederfinden. 
Das Trainingsziel für das erste Halbjahr ist also kurz gesagt:  - BillDrill in unter 3s -. 

Für die Trainingsplanung der einzelnen Einheiten frage ich mich dann wie oben angeführt: 

  1. Was ist das Lernziel für das heutige Training (innerhalb meiner Periodisierung)?
  2. Welche Abläufe oder Tätigkeiten müssen die Schützen dazu ausführen können?

Antworten:

  • Ziehbewegung
  • Schneller erster Schuss
  • Fokuswechsel 
  • Rückstoßkontrolle
  • Abzugszyklus / Triggerreset
  • Mentale Stärke (Stresssituation Einsatz/Prüfung) 

     3.Wie kann ich Übungen gestalten, die genau diese Abläufe verbessern?


Anhand meiner Antworten unter 2., gestalte oder wähle ich zielführende Übungen, plane die Trainingseinheiten und lege Zwischenziele fest. 

Wahrscheinlich wird der Unterschied zu „Blei in die Heide“ schon jetzt deutlich. Der Unterschied in Motivation und Trainingsfortschritt, jedenfalls wird für sich sprechen…  Und WIR sprechen beim nächsten Mal über den Satz „…und konzentriert euch!“ 

 

Bis dahin,

 

Euer Bert 


* Bill Drill, benannt nach einem Typen namens Bill =7 yds, 6 Schüsse aus dem Holster in die A-Zone. 
Zeiten der Profis: Unter 2s – Meine Zeit: Nicht unter 2s

 

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