Community & Kultur

Moderne Gun-Culture in Deutschland?

Gibt es in Deutschland eine moderne "Gun Culture"? Und wenn ja - wie sieht es damit aktuell aus?

Die Faszination Waffen.

Von Waffen geht seit je her eine ungemeine Faszination aus, die sich durch etliche Bereiche des Lebens zieht. Ob es der kleine Junge ist, der mit einem Spielzeugrevolver "Polizist" spielt, oder die Pop-Kultur, die mit Filmreihen wie „John Wick“ und „James Bond“ Kinosäle füllt, oder Games wie „Call of Duty“ und „Battlefield“. 

Waffen stellen aber auch in der realen Welt einen festen und normalen Bestandteil unserer Gesellschaft dar. Für Behörden und Jäger sind sie Werkzeuge, für Sportschützen, Airsofter und Paintballer sind es Sportgeräte und für einige Menschen auch einfach faszinierende Sammlerstücke. Wie kommt es, dass trotzdem der Umgang mit Waffen in der deutschen Gesellschaft verpönt ist? Denn für große Teile der Gesellschaft sind es von Grund auf böse Geräte.

Bild oben: Sind Sympathieträger wie Garand Thumb vielleicht der Schlüssel zu einer modernen, guten Gun Culture, die in der breiten Masse akzeptiert wird? Quelle: YouTube / Garand Thumb

Dabei könnte die Wahrheit nicht weiter davon entfernt sein. 

Schon früh entwickelte ich durch die Jagd mit meinem Vater eine Verbindung zu Waffen. Als Kind spielte ich viel mit Spielzeugwaffen, zockte ab und zu "Call of Duty" und wurde gleichzeitig im verantwortungsvollen Umgang mit realen Waffen geschult. Im Zahnmedizinstudium hatte ich dann zu wenig Zeit und Geld gehabt, um dem Ganzen weiter nachzugehen und trotzdem hat mich das Thema einfach nicht losgelassen. Abendliche (YouTube-)Lektüre nach "Garand Thumb" und "T.Rex Arms" gehörten zu meiner festen Routine. Ich war fest davon überzeugt, dass sowas leider niemals in Deutschland möglich wäre. Dafür würden viel zu viele Menschen Waffen verteufeln. Ich selbst hielt mich für einen Nerd, der sowieso mit niemandem darüber reden konnte, weil ja "Waffen an sich böse sind". Bis ich nach Abschluss des Studiums mit dem Jagdschein anfing und mich immer mehr mit dem Waffenrecht, den damit verbundenen Möglichkeiten und dessen Sinn und Unsinn beschäftigte. War also etwas wie eine "Black Rifle Community" oder generelle "Gun-Culture" in Deutschland doch möglich?

Als außenstehender Anfänger weiß man gar nicht, was alles möglich ist und was nicht. Man bekommt die Community von außen gar nicht so mit, wie jemand, der bereits mit ihr in Berührung gekommen ist. Aber warum ist das so? Meiner Meinung nach bildet man schnell Vorurteile, die im Gegensatz dazu aber auch durch Aufklärung korrigiert werden könn(t)en. 

Menschen sehen schnell nur die Gefahr, die von Waffen ausgeht und nicht die Bildung, Qualifikation und die Kompetenz, die dahinter steht. Die Menschen haben Angst vor Dingen, die sie nicht verstehen. Im stillen Kämmerlein zu agieren und bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen - so wie es bisher gemacht wurde - kann dementsprechend kontraproduktiv sein. Verbände und Industrie könnten viel mehr tun, um über ihre Außenwirkung die Gesellschaft außerhalb der „Gun-Culture“ aufzuklären und zu zeigen, wofür diese Community steht. Sie sollten den Dialog mit Politikern suchen und verdeutlichen, dass eine reine Verbotspolitik, die ausschließlich uns als rechtstreue Waffenbesitzer einschränkt - einer der am besten kontrollierten Bevölkerungsgruppen (siehe hierzu auch die Arbeit des VDB) - nicht zielführend ist. 

Moderne "Gun Culture" wird vor allem auf Social Media geprägt und geboren. Letztendlich sind wir alle in Verantwortung, unseren Teil als "Repräsentanten" zu leisten. Quelle: Youtube/Simon Koeniger

Es gilt, den Blick auf eine Gesellschaft mit Waffen zu verändern und aufzuzeigen, dass es durchaus funktioniert, eine Waffen-Community zu integrieren (Ein gutes Beispiel ist hierfür auch die Schweiz, wo Waffen tief in der Gesellschaft verankert sind. Lies hier dazu weiter.). Die Menschen außerhalb unserer Bubble sollten dort aufgeklärt werden, wo sie anzutreffen sind, etwa in den sozialen Medien und durch mediale Repräsentation.

Doch auch jeder Einzelne von uns ist nicht von der Verantwortung ausgenommen, dieses Hobby von seiner besten Seite zu repräsentieren. Wir müssen Mut zur konstruktiven Diskussion haben um zu zeigen, dass weder wir noch unsere Werkzeuge etwas sind, wovor man Angst haben muss. Wir können zeigen, dass diese Passion keine Vorurteile erfüllt, welche viele Menschen im Kopf haben. Erleichtern wir den Menschen doch den Einblick und zeigen Ihnen, was man mit genug Lernbereitschaft, Willen und Motivation erreichen kann. Und wer weiß: Vielleicht wird man so irgendwann in der Zukunft den Nachwuchs der Community sichern und auch ohne Vorurteile oder schräge Blicke von seiner Leidenschaft sprechen können.

 

Autor: Dr. med. dent. Leon Kranz 

Titelbild: BAER Solutions