Warum ausgerechnet ER? Der Pact Club Timer III

Moderne Probleme erfordern moderne Lösungen: Wir schauen uns den Club Timer 3 an und was Ihn so beliebt macht.

"Das haben wir früher auch nicht gebraucht!"

So oder so ähnlich hört es vermutlich jeder, der das erste Mal mit einem Shottimer auf der lokalen Range auftaucht, mindestens einmal. Auch mir ging es so. 

Und dennoch ist diese Aussage nicht ganz korrekt. Bereits 1924 arbeitete der Amerikaner Ed McGivern an genau diesem Problem. Er war ein außergewöhnlicher Revolverschütze – aber wie schnell war er wirklich? Und warum messen wir überhaupt Zeiten? Warum sollte Ich Zeiten messen? Diesen Fragen gehen wir heute nach. Und vor allem klären wir, warum gewisse Timer präferiert werden.

Ein Exkurs: WAS sind überhaupt Shottimer?

Wikipedia definiert es so: "Ein Shot-Timer ist ein im Schießsport verwendeter schussaktivierter Zeitmesser, der den Teilnehmer durch ein akustisches Signal startet und auch die Zeit des Teilnehmers elektronisch aufzeichnet, indem er das Geräusch jedes Schusses zusammen mit der Zeit ab dem Startsignal erfasst." 

 

PACT MK IV.jpg

Bild oben: Wir sind einen wirklich weiten Weg gegangen. Im Bild zu sehen ist der "PACT MK IV XP", einer der ersten Timer von PACT aus dem letzten Jahrtausend. Quelle: www.pact.com

 

Oder anders: Man misst die Zeit zwischen "BEEP" und "PENG" und jedem weiteren "PENG". So lassen sich präzise Feststellungen über die Fähigkeiten eines Schützen treffen. Zum Thema, wie man diese Fähigkeiten misst, haben wir bereits HIER geschrieben. Konkret zeigen Shottimer also benötigte ZEITRÄUME an, typischerweise gemessen in Zehntelsekunden. Aber warum?

Bis dahin konnte nur ein Schiedsrichter manuell mit einer Stoppuhr messen, wie schnell ein Schütze war. Doch es dürfte offensichtlich sein, dass diese Methode keine wirkliche Präzision bot. So bin Ich bis heute der Meinung, dass meine Sportlehrerin beim 1000-Meter-Lauf damals einfach zu spät auf die Stoppuhr gedrückt hat. Wirklich.

 

Die ersten Versuche.

Im Gegensatz zu den handlichen Geräten unserer Zeit waren frühe Modelle oft klobig und eher an die Laboratorien vergangener Epochen erinnernd, die an die Arbeiten von Dr. Frankenstein zu Beginn des 20. Jahrhunderts denken lassen.

Damals bestand der erste Ansatz von Ed McGivern darin, seinen Revolver mit Kabeln an einen Zeitmesser anzuschließen. Zu diesem Zeitpunkt war noch lange nicht abzusehen, dass es sich um ein Gerät zur Trainingsoptimierung handeln würde. Es war zunächst eher ein Beweisstück. McGivern ließ den Timer, der komplett auf seiner eigenen Idee basierte, sogar vom U.S. Bureau of Standards zertifizieren. Dies verdeutlicht einmal mehr das Genie von McGivern. Als Autodidakt hatte er sich nicht nur zu einem der besten Schützen aller Zeiten entwickelt, sondern gleichzeitig auch den ersten Timer entworfen, gebaut und zertifizieren lassen.

 

McGivern Timer.jpg

Bild oben: Ed McGivern (rechts) und sein selbst entwickelter, gebauter und offiziell zertifizierter Zeitmesser aus dem Jahr 1924 (links). Er war bis auf eine Zwanzigstelsekunde präzise. Dies wurde vom U.S. Bureau of Standards bestätigt und anerkannt. Bild: www.americanrifleman.org / www.montanacowboyfame.org 

 

Dass sich diese Maschine natürlich nicht durchsetzte, ist kaum verwunderlich. Aufgrund der sperrigen Apparatur und der notwendigen Kabel blieben die Schützen bei der Stoppuhr. Man nahm die menschliche Fehlerquote beim Stoppen in Kauf und war zudem auf eine zweite Person angewiesen. Heute wissen wir: Ab einer bestimmten Geschwindigkeit hingen die gemessenen Zeiten nicht mehr von der Fähigkeit des Schützen, sondern von der des Zeitnehmers ab – ein immenser Nachteil. Die Veränderung begann erst in den 1980er Jahren, als der Holstermacher Bill Rodgers einen Timer entwickelte, den wir heute als reinen „Par-Timer“ bezeichnen würden. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen Timer, der ein Start- und Endsignal gibt, wodurch sich zumindest indirekt Zeiten messen lassen. Diese Entwicklung war ein bedeutender Schritt, da sie es ermöglichte, die Reaktionszeit eines Schützen zu messen, ohne auf einen menschlichen Zeitnehmer angewiesen zu sein.

Doch der Par-Timer brachte noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Er setzte dem Schützen durch ein festgelegtes Zeitfenster direkt Stress aus. Dieser zusätzliche Druck simulierte reale, zeitkritische Situationen, was das Training wesentlich anspruchsvoller machte. Der Schütze musste nun nicht nur schnell reagieren, sondern auch innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens agieren, was die Geschwindigkeit und Präzision forderte und ggf. an seine Grenzen brachte. Diese Technik trug dazu bei, die Qualität des Trainings zu steigern und das Niveau vieler Schützen auf ein neues Level zu heben. Nach dem ersten "BEEP" ist alles anders, nach dem zweiten "BEEP" ist alles egal. 

Kurz darauf kam der erste Mikrofon-gestützte Timer auf den Markt.

Von damals zu heute: Wandel und Wirkung

 Im Jahr 1982 entwickelte Ronin Colman den PACT Championship Timer und darauf folgte der (heute gängige) CLUB III. Der MKIV Championship ist bis heute auch noch im Handel. Man sollte allerdings noch erwähnen, dass der MK IV einen eingebauten Ballistikcomputer hat und mit ebenfalls von PACT erhältlichen Chronografen verbunden werden. Dies und die Grösse des Timers zeigen schnell: Hier hat man eher ein Werkzeug für weniger dynamische Situationen und zum Tracken von Laborierungen im Bereich des Wiederladens. Für dynamischere Einsätze und Übungen im Trockenschießen oder auf der Schießbahn ist jedoch der CLUB III die bessere Wahl. Kompakter, handlicher und speziell für „Range Work“ optimiert, bietet er die Flexibilität, die der MKIV in seinem spezialisierten Bereich nicht bieten kann. Beide Geräte haben ihre eigene Stärke, aber der wahre Unterschied liegt in der Art der Anwendung – der MKIV ist der König der Präzision, während der CLUB III für die Dynamik der Praxis steht.

pact-thumb-lifestyle-1-scld__35555.jpg

Bild oben: Egal wohin wir sehen - dieses kleine schwarze Ding mit dem grünen Knopf ist überall. Doch warum? Warum ausgerechnet dieser? Quelle: warriorpoetsupplyco.com

 

"Warum er? Warum ausgerechnet ER?"

Weil er das richtig macht, was viele andere Timer falsch machen: Komplexität – oder besser gesagt: die Abwesenheit davon. Du hast vier Knöpfe, einer größer als der andere. Mehr nicht. Das war's. Der Timer ist so simpel aufgebaut, dass selbst ein dressierter Gorilla ihn bedienen könnte. Während andere Timer damit werben, besonders klein, leicht oder vollgepackt mit Funktionen zu sein, stellt sich doch die Frage: Brauche ich das wirklich? In 95 % meines Trainings reicht mir ein „Beep“, eine Start- und eine Endzeit. Im besten Fall noch die Splits oder wann der erste Schuss brach. Das ist schon manchmal mehr Analyse als genug.

Andere Marken werben mit Smartphone-Verbindung und direkter Datenübertragung. Aber mal ehrlich: Nach 12 Sekunden und dem nächsten „Beep“ interessiert sich niemand mehr für die Splitzeit von vor drei Drills. Wer braucht all diese Spielereien, wenn man doch einfach nur präzise und schnell arbeiten will? Denn Fakt ist: Je komplexer ein Werkzeug, desto weniger wird es genutzt. Und das gilt auch für Timer. Einfachheit siegt. Die Mini-Knöpfe der Konkurrenz sind nur so lange ein charmantes Feature, bis du mal mit Handschuhen schießt. Oder es eisig kalt auf der Raumschiessanlage ist. Oder – besser noch – wenn beides zusammenkommt und du verzweifelt versuchst, irgendeinen winzigen Knopf zu drücken, während deine Finger gefroren sind.

Und dann ist da noch der wohl wichtigste Grund: Die Ergonomie. Mit der Displaygröße des PACT CLUB 3 sind Zeiten selbst dann gut ablesbar, wenn der Timer gemütlich an deinem Gürtel hängt. Das ist ein massiver Vorteil gegenüber allem, was sonst auf dem Markt herumkreucht. Einfach anstecken, einfach ablesen, einfach bedienen. So simpel kann es sein – und so wird es auch genutzt.

PACT hat nicht nur massgeblich die Entwicklung mit begonnen, sie prägen die Szene bis heute. Und das auch gewissermassen indirekt, ist doch der CLUB 3 nirgendwo dienstlich geliefert. Und doch definiert er Standards. Und wie wir am Anfang gelernt haben: Messungen und Standards definieren, wo wir wirklich stehen. Und wenn du jemanden auf der Range mit einem solchen kleinen, schwarz-grünen Teil siehst, kannst du dir fast sicher sein: Er (oder sie) ist eine/r von uns. "A good guy." Ist das nicht fantastisch?

CW